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Zerrissene Freundschaften - ein Teilaspekt der großen Verluste von 1914-1918
die Heimat seiner Hoffnung auf bessere Zeiten Ausdruck. Inzwischen
wird Bruder Alfons Mitte des Jahres aus seiner französischen
Internierung nach Basel entlassen. Im Oktober 1918
gerät Hermann auf dem Rückzug seines Regiments bei Cambrai
in englische Gefangenschaft. Er wird erst als vermisst gemeldet
, bis bekannt wird, dass er bei Ypern interniert ist. Nach eigenem
Zeugnis betrat er erst lange nach der Ratifizierung des
Versailler Vertrages (Mitte 1919) am 02.10.1919 wieder deutschen
Boden. Von ihm stammt auch die einzige verlässliche
Notiz über das Ende von Richards Gefangenschaft. In seinem
Tagebuch schreibt er am 22.03.1920: „Ich bin seit November
1919 in Freiburg Student der Theologie. Meine Brüder Alfons
und Richard sind, letzterer erst seit wenigen Tagen, auch daheim
/' Somit war Richard Hugle drei Jahre lang in französischer
Gefangenschaft interniert und isoliert. Sie hat ihn in
einer relativ friedlichen Umgebung davor bewahrt, in jungen
Jahren vor Beginn des eigentlichen, normalen Lebens als Erwachsener
ein frühes Opfer des Krieges zu werden, wie sein
Freund Georg Huber.
Auch die überlebenden Brüder Alfons und Hermann erreichten
beide ein hohes Alter nach einem erfüllten Leben.
Hermann wurde nach seinem Theologiestudium Priester,
wirkte sechs Jahre als Klosterpfarrer in Baden-Baden, war ein
viertel Jahrhundert lang hoch angesehener Stadtpfarrer, Organist
und Chorleiter an der Offenburger Pfarrkirche Heilig
Kreuz. Er starb als Dekan und Geistlicher Rat 1973.
Auch Richard Hugle hat seinen Freund Georg fast 50 Jahre
überlebt. Er konnte unmittelbar nach Kriegsende sein Studium
in Münster fortsetzen, das er auf literarischem Gebiet
auch als Kriegsgefangener weiterbetrieben hatte, und erfolgreich
mit einer Doktorarbeit über das Schicksalsdrama der
Biedermeierzeit promovieren. Nach Tätigkeit in verschiedenen
Verlagen wurde er 1925 zum Verkehrsdirektor der Stadt
Osnabrück berufen, 1933 aus politischen Gründen entlassen.
1930 hatte er in Offenburg geheiratet, von 1939 bis 1945
musste er als erfahrener Frontoffizier den Zweiten Weltkrieg
vom ersten bis zum letzten Tag mitmachen. Danach wirkte
Dr. Hugle, inzwischen als Oberregierungsrat Landesbeamter
und 1956 mit dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse ausgezeichnet
, zukunftsweisend als Landesplaner im niedersächsischen
Emsland. Er war auch Mitbegründer und Mitarbeiter
des Instituts für Landesplanung und niedersächsische Landeskunde
an der Universität Göttingen und schrieb zahlreiche
wirtschaftswissenschaftliche Publikationen. Als Vorsitzender
des Wiehengebirgs-Verbandes in Osnabrück seit 1949
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