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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 470
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470 Andreas Morgenstern

hierdurch die dringende Bitte gerichtet, alle in ihrem Besitz
befindlichen oder erreichbaren Goldmünzen und -barren
durch Umwechslung in Papiergeld der Reichsbank zuzuführen.
Die vielfach verbreitete Ansicht, Gold gewähre gegenüber den
Reichsbanknoten und Reichskassenscheinen im Zahlungsverkehr
irgendwelche Vorteile, ist irrig, denn diese Scheine sind in
demselben Maße wie Gold gesetzliches Zahlungsmittel und
müssen daher von jedermann in Zahlung genommen werden.
Für den einzelnen ist deshalb die Aufspeicherung von Gold
nutzlos, für unsere allgemeine finanzielle Wehrkraft aber bedeutet
sie eine erhebliche Schädigung, denn sie verhindert die
Ausgabe eines dreifach höheren Betrages an Reichsbanknoten.
Die Sparkasse Wolfach erbietet sich zur Vermittlung des Um-
tauschs von Gold in Papiergeld/'6 Für den Leser blieb nach dem
Studium der Zeilen unklar, warum die „finanzielle Wehrkraft"
denn nun durch einen Umtausch wachsen würde, wenn es
nicht doch Vorteile für Goldreserven gab. Die angesprochene
Ausgabe eines dreifachen Markbetrags war geradezu ein Ausrufezeichen
für die Aufblähung des Geldumlaufs.

Doch trotz dieses Widerspruchs brachten auch die Schilta-
cher Bürger im Kampf ihres Vaterlands neben den menschlichen
auch große wirtschaftliche Opfer auf. Beeindruckende
Zahlen noch zur neunten Kriegsanleihe des Herbstes 1918 zeigen
das: Zu einer Veranstaltung am 21. September im Gartensaal
des „Gasthauses zum Bahnhof" teilte das Bezirksamt Wolfach
förmlich mit: „Dass das Geld, das wiederum dem Reiche
gegeben werden muss, neben guter Verzinsung als unbedingt
sicher angelegt werden kann, das weiß heute jedermann."
Auch dieses Versprechen steckte voller Widersprüche. Wenige
Zeilen weiter oben mahnte der Aufruf zum „Kampf um Sein
oder Nichtsein".7 Wie sollten aber im negativen Fall die versprochene
Rückzahlung, gar Gewinne erwirtschaftet werden?
Dennoch, das Ziel von 350000 Mark allein für Schiltach stand
fest. Brachten es die Bürger nicht auf, bestand die vorgezeichnete
Lösung in einem zusätzlichen Kredit der Stadtverwaltung,
bevor sich „dann die Gemeinde bei den Gemeindeeinwohnern
um Bereitstellung der fragl. Mittel umsieht". Die Verantwortung
für den Erfolg des Unternehmens lag so allein bei den
Schiltachern selbst. Tatsächlich waren am 2. November 1918,
das deutsche Heer war kaum noch kampffähig zu diesem Zeitpunkt
, schon 293100 Mark zusammengekommen.8

Die Mark hatte da mit der seinerzeit als „Teuerung" bezeichneten
Inflation bereits einen Großteil ihres Werts verloren.
Kostete ein US-Dollar zu Kriegsbeginn noch 4,20 Mark, musste
man für ihn Ende 1918 bereits 8,90 Mark zahlen. Doch das


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