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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 477
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Inflation und Notgeld in Schiltach 1914-1923 477

Ein Blick auf die Lebenssituation der Schiltacher in der Inflationszeit
kann aber nicht über die Betrachtung der Erwerbslosen
hinweggehen. Bereits 1918 hatte es Massenentlassungen
gegeben. So verlor Christian Bühler aus Schiltach seine Arbeit
im Schramberger Junghans-Werk schon mit Kriegsende. Die
knappe Begründung des Unternehmens: „Die gegenwärtige
Lage, verursacht durch teilweisen Materialmangel und demnächst
zu befürchtenden Kohlenmangel, zwingt uns zu weitgehendsten
Betriebseinschränkungen und sehen wir uns leider
veranlasst, Ihnen hiermit unser gegenwärtiges Arbeitsverhältnis
auf 27. November 1918 zu kündigen.

In Anbetracht der in den allernächsten Tagen zu erwartenden
Bahnsperre für Zivilpersonen würden wir uns mit einem
sofortigen Austritt einverstanden erklären. Bei sofortigem Austritt
wird die Heimreise von der Firma vergütet/'31 Im Frühjahr
1919 vermeldete die Textilfirma „Karlin" „wegen Rohstoffmangels
" Kurzarbeit für 39 Schiltacher und Lehengerichter.32 Ein
ähnliches Schicksal traf auch zahlreiche Arbeiter anderer Unternehmen
. Doch auch die nun folgende Arbeitslosenunterstützung
war zeitlich begrenzt. Die Folgen trafen u.a. Regina
Bächle 1919, der das Bezirksamt Wolf ach auf deren Antrag
mitteilte, sie werde „infolge des erlittenen Unfalls bei der Firma
Carlin & Cie keine Beschäftigung mehr finden. Da Sie hiernach
nicht infolge des Krieges erwerbslos sind, kann Ihnen auch Erwerbslosenunterstützung
nicht mehr bezahlt werden. Wir bedauern
daher Ihrem Antrage eine weitere Folge nicht geben zu
können. Wir müssen es Ihnen überlassen, sich eine Ihren Kräften
entsprechende anderweitige Beschäftigung zu suchen."33
Regina Bächle dürfte nun auf die Armenfürsorge angewiesen
gewesen sein. Ein anderes Beispiel für die harten Lebensbedingungen
findet sich in einem Schreiben aus dem Dezember
1921. Darin teilte das Bezirksamt mit: „mit Rücksicht darauf,
daß die Kriegswitwe Frieda König nach dortigem Bericht seit
November 1921 Fabrikarbeiterin ist, jetzt also im Erwerbsleben
steht, werden die Zahlungen der monatl. Teuerungszuschüsse
vom 1. Dezember ab eingestellt."34 Selbst für Kriegsopfer galten
Sozialleistungen nur unter Vorbehalt.

In der Höhe der Unterstützungsleistungen war Schiltach der
dritthöchsten Ortsklasse C zugeordnet. Zwar stiegen auch
diese, hielten aber noch weniger als die Arbeitslöhne Schritt
mit den Preissteigerungen, insbesondere wegen ihrer zeitverzögerten
Berechnung. Orientiert waren sie lange Zeit allein an
vergangenen Erhöhungen des Preisniveaus, glichen damit aber
die im Bezugszeitraum weiteren Preissteigerungen nicht aus.
Ein männlicher Arbeitsloser über 21 Jahre erhielt am 4. Juni


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