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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 480
(PDF, 94 MB)
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480 Andreas Morgenstern

fordern. Eine Woche früher forderte der gewerkschaftliche
Ortsverband die „Bereitstellung von größeren Geldmitteln
zum sofortigen Einkauf von Lebensmitteln", vor allem, „um der
größten Not während des Winters entgegen treten zu können
"43. Die auf den Winter blickende Voraussicht der Gewerkschaft
muss dabei schon beinahe überraschen, herrschte doch
spätestens im Spätsommer akute Versorgungsnot. In der Folge
sah sich das Bezirksamt gezwungen, den überregionalen Lebensmittelhandel
zu verbieten: „Die Lebensmittelnot hat auch
in unserem Bezirke das höchste bisher beobachtete Mass erreicht
. Umso berechtigter erscheint daher die Empörung der
Arbeiterschaft und andern Verbraucher, wenn sie sehen müssen
, dass die in unserm gebirgigen Bezirke ohnehin spärlich
aufkommenden Erzeugnisse der Landwirtschaft von Bezirksfremden
aufgekauft werden. (...) Händler, die ungeachtet der
Not des Bezirkes Lebensmittel nach ausserhalb liefern müsste
die Handelserlaubnis entzogen werden."44 Die Information war
insbesondere an die verbliebenen Kurgäste gerichtet. Nun mag
es als Unrecht erscheinen, wenn Versorgungsversuche aus anderen
, vielleicht noch schlechter gestellten Regionen so rigoros
bekämpft wurden, doch herrschte in dieser Situation wohl in
der Tat existenzielle Not. Zahlreiche Grundstoffe mussten in
das vor allem für den Feldanbau topographisch schwierige Kinzigtal
gebracht werden, um den täglichen Lebensmittelbedarf
decken zu können. Die vielfache Bewirtschaftung von Getreide
usw. konnte in dieser Notsituation kaum zu einer spürbaren
Entspannung beitragen.

Auf Initiative des örtlichen Gewerkschaftskartells entstand
am 1. Oktober 1923 erneut eine Preisprüfungsstelle in Schiltach
.45 Neben drohenden Preissteigerungen beschäftigte sie
sich mit praktischen Erleichterungen des Einkaufs. Dank ihres
Engagements kehrten die zwischenzeitlich verschwundenen
Preisauszeichnungen46 an den Verkaufsräumen zurück.47 Ein
weiterer Wunsch war die Ausdehnung der Öffnungszeiten.
Nicht zuletzt verlangte im Einklang mit den Verbrauchern im
November Bürgermeister Wolpert, „dass Papiergeld bis zur
staatlichen Ausserkraftsetzung desselben als öffentliches Zahlungsmittel
im Kleinhandel unbeanstandet anzunehmen ist.
Ebenso ist die Rabattgewährung bei Bezahlung mit wertbeständigen
Zahlungsmitteln [auf Dollar, Gold oder Rohstoffen fußendes
Geld, Anm. A.M.] verboten."48

Jenseits des beschriebenen Leids und der Nöte der Bevölkerung
bereitete die Inflation aber auch technische Schwierigkeiten
. Verlor das Geld ständig innerhalb weniger Tage seinen
Wert, mussten dauernd neue Scheine gedruckt werden. Für die


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