Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
95. Jahresband.2015
Seite: 541
(PDF, 94 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0542
Neue Literatur

Trachten entstehen und wandeln sich nicht
einfach zufällig. Ihre Geschichte hängt von
vielen Faktoren ab. So spiegelt der Niedergang
der Tracht im 20. Jahrhundert die Strukturveränderungen
in der Landwirtschaft
wider. „Nicht zufällig wurde die Tracht aufgegeben
" (S. 134), das bestätigen die Untersuchungen
und Interviews dieses interessanten
alltagsgeschichtlichen Werkes, das in beispielhafter
Weise den Umgang mit dem
Thema in Text und Bild in einem Schwarzwaldtal
dokumentiert.

Martin Ruch

Historischer Verein für Mittelbaden/Regionalgruppe
Geroldsecker Land (Hrsg.): Stolpersteine
in Lahr. Ein Geschichtsprojekt mit Schülerinnen
und Schülern der Klasse 10a der
Friedrichschule Lahr, Schuljahr 2013/2014,
Ubstadt-Weiher u.a.: verlag regionalkultur,
2015.

Das durch den Kölner Künstler Gunter Dem-
nig seit nunmehr zwei Jahrzehnten durchgeführte
dezentrale Mahnmal „Stolpersteine"
für die Opfer des Nationalsozialismus wird seit
2004 - zurückgehend auf bürgerschaftliches
Engagement - auch in der Stadt Lahr umgesetzt
. Nun liegt, basierend auf einem Schülerprojekt
der Friedrichschule Lahr, eine erste
Dokumentation der in Lahr bislang verlegten
„Stolpersteine" und der damit erinnerten Personen
vor.

Einleitende Artikel zu der fast 100 Seiten
umfassenden Broschüre stammen von Gardy
Käthe Ruder und Thorsten Mietzner. Der Beitrag
des Historikers Mietzner (S. 22-27) beschreibt
in kompetenter Weise das Gesamtprojekt
, insbesondere die damit verbundenen
Schwierigkeiten der Quellenlage und -recher-
che. Zudem thematisiert er einleuchtend die
Problematiken, denen man sich mit des Begrifflichkeit
des „Opfers" ausgesetzt sieht.

Insgesamt ist laut seinen Ausführungen
von etwa 60 aus politischen Gründen verfolgten
Personen, 35 Lahrer Jüdinnen und
Juden, 107 Personen, die von Zwangssterilisationen
betroffen waren, etwa 60 Personen
mit psychischen Krankheiten sowie weiteren
Einzelfällen, schließlich über 500 Zwangsarbeitern
und rund 50 Fällen von bestrafter

„Wehrkraftzersetzung" auszugehen. Mietzner
kommt zu dem Schluss, dass man in Lahr
„selbst bei einer vorsichtigen Aufsummie-
rung [...] sicher und belegbar auf über
900 Menschen [kommt]", die man als „Opfer
des Nationalsozialismus" bezeichnen kann.
Mit seinem einleitenden Beitrag ermöglicht
Mietzner die Einordnung der nachfolgend in
der Broschüre dargestellten einzelnen Opfer-
Biografien.

Währenddessen sind die durchgängig persönlich
gefärbten Anmerkungen von Gardy
Käthe Ruder (S. 6-21) in ihrem allzu selbstbezogenen
Stil nur mit Mühe erträglich. Ruder,
deren Großmutter als Opfer des nationalsozialistischen
„Euthanasie"-Programms auch zu
den Lahrer Opfern gehörte, hat sich als Initiatorin
der „Stolpersteine" zweifelsohne verdient
gemacht. Als Autorin zur Sache ist sie
ungeeignet, wozu auch ihre Darstellungsform
im sehr unschönen Historischen Präsens negativ
beiträgt.

In dem Buch werden daraufhin insgesamt
39 „Opfer der Nationalsozialismus", für die in
Lahr bislang Stolpersteine verlegt wurden, vorgestellt
. Dabei wurde darauf Wert gelegt, dass
keine der eingangs geschilderten Opfergruppen
ausgeklammert wurde. Allerdings ist die
Opfergruppe der Jüdinnen und Juden mit
28 Biografien sehr deutlich in der Überzahl,
die große Gruppe der Zwangsarbeiter/-innen
mit nur einer Repräsentation (Suizid der Ukrainerin
Maria Tschernuk am 27.10.1943) hingegen
deutlich unterrepräsentiert. Dieses Ungleichgewicht
spiegelt sicherlich auch die unterschiedliche
Forschungslage auf der lokalen
Lahrer Ebene wider.

Für die jeweiligen Recherchen zeichnen
die am Projekt beteiligten Schülerinnen und
Schüler der Friedrichsschule verantwortlich,
die sich mit ihren Texten meist einfühlsam
den porträtierten Personen angenähert haben.
Ergänzt werden die Kurzbiografien durch abgedruckte
Interviews mit Lahrer Stolperstein-
Paten wie Walter Caroli, Norbert Klein und
Daniel Schempf sowie mit dem jüdischen
Nachfahren Uri Rosenfelder und schließlich
mit dem Künstler Gunter Demnig, in dessen
Werkstatt die Stolpersteine entstehen.

Das Buch verzichtet leider auf eine Literaturliste
zur Geschichte des Nationalsozia-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2015/0542