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Nachrichten
scher Siedlungen. Höhepunkt seiner außerordentlich erfolgreichen Forschertätigkeit
war sicherlich 1976 die Entdeckung des hallstattzeitlichen
Fürstengrabes im Hügel 3 bei Kappel am Rhein, was in dem 2005 vom
Verlag des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz herausgegebenen
wissenschaftlichen Werk von Rolf Dehn, Markus Egg und Rüdiger
Lehnert ausdrücklich und dankbar gewürdigt wurde.
Die jährlichen Fundberichte der von ihm 1974 begründeten Fachgruppe
Archäologie vermitteln einen ausgezeichneten Überblick über die
zahlreichen Entdeckungen und neuen Erkenntnisse dieser Fachgruppe,
die er 25 Jahre lang selbst leitete. Zu seinen Verdiensten gehört auch
eine enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit den elsässischen Geschichtsvereinen
. Über viele Jahre war Josef Naudascher außerdem ehrenamtlicher
Mitarbeiter des Landesdenkmalamtes.
Zahlreich sind seine in der „Ortenau" veröffentlichten heimatgeschichtlichen
Abhandlungen, z. B. über die Frühgeschichte der oberen
Ortenau, die badische Revolution und das Geschlecht der Freiherren
von Böcklin. Im Burgenband von 1984 befasste er sich mit der Gisen-
burg, einer frühzeitlichen Befestigungsanlage, die schon in der Legende
des hl. Landelin Erwähnung findet.
Von 1969 bis 1972 übernahm er den Vorsitz der Ettenheimer Mitgliedergruppe
im Historischen Verein für Mittelbaden und organisierte
in seiner Amtszeit am 10. Oktober 1971 die vierte in Ettenheim durchgeführte
Jahresversammlung des Gesamtvereins. Von 1972 bis zu seinem
Tode war er als Beirat im Gesamtverein tätig.
Seit 1980 setzte sich Josef Naudascher für den Aufbau eines Tabakmuseums
in Mahlberg ein. Er war Mitbegründer, Ideengeber und treibende
Kraft. Mit der Eröffnung des Museums 1992 ging sein Herzenswunsch
in Erfüllung. Von 1992 bis 2012 war er mit einer dreijährigen
Unterbrechung ehrenamtlicher Leiter des Oberrheinischen Tabakmuseums
in Mahlberg.
Sein großartiger, uneigennütziger und mit immensem Zeitaufwand
verbundener Einsatz für die Heimatgeschichte wurde mit zahlreichen
Ehrungen ausgezeichnet: 1978 wurde er von der Stadt Mahlberg mit der
Verleihung der Staufermedaille geehrt, 1984 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz
verliehen, 1986 ernannte ihn der Historische Verein zum
Ehrenmitglied, 2001 erhielt er den Heimatpreis des Ortenaukreises und
2004 ehrte ihn die Stadt Mahlberg mit der Ernennung zum Ehrenbürger.
Auch im fortgeschrittenen Alter arbeitete Josef Naudascher unermüdlich
weiter. Neben der ehrenamtlichen Leitung des Tabakmuseums
beschäftigte sich der leidenschaftliche Archäologe mit den sieben zum
Teil versandeten mittelalterlichen Quellen und Brunnen Mahlbergs,
deren Freilegung und Reaktivierung sein besonderes Anliegen wurde. Zu
diesen Quellen gehört u. a. das Luterbad (Lauterbad), das schon in dem
„Badenfahrtbüchlein" von D. Georgius Pictorius aus dem Jahre 1560
beschrieben ist.
Darüber hinaus leistete er seiner Heimatgemeinde in den letzten
Lebensjahren erneut einen wertvollen Dienst, indem er das durch einen
Wasserschaden betroffene Historische Archiv der Stadt mit großem
Zeitaufwand wieder in Ordnung brachte.
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