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600 Beichte der Mitgliedergruppen
ler, Kalendermacher und Kirchenmann Johann Peter Hebel stehen. Hebels
Texte offenbaren ihre tiefsinnige Philosophie in lehrreichen Parabeln
ebenso wie in humorvollen Geschichten. Rund vierzig Zuhörer genossen
in entspannter Atmosphäre einige Kostproben aus Hebels Dichtung. Die
in Schiltach lebende gebürtige Wiesentälerin Andrea Rombach konnte
einen lebendigen Eindruck von der Ausdruckskraft und vom hochalemannischen
Sprachklang der Hebel'schen Werke vermitteln.
Anfang August jährte sich der Beginn des Ersten Weltkriegs zum
einhundertsten Mal. Wir versuchten dabei, den Blick von den Machtzentren
auf unser Städtle zu lenken und den Auswirkungen auf Schiltach
nachzuspüren. Dazu boten wir am ersten August-Wochenende zwei
Veranstaltungen an, die - eingebettet in weitere Veranstaltungen der
Stadt, des Kulturkreises Schiltach und einen Gedenkgottesdienst der
evangelischen Kirchengemeinde - auf erfreulich positive Resonanz stießen
. So machte sich eine Gruppe von Mitgliedern unter der Führung
von Hans Harter auf den Weg zu Schiltacher „Erinnerungsorten". Der
Rundgang begann am Bahnhof, führte am „Bismarckstein" vorbei zur
evangelischen Stadtkirche, von dort zur ehemaligen „Vereinsbank" und
zur Grundschule, wo einige Zeit ein Lazarett untergebracht war, weiter
zur Stadtbrücke, ans Rathaus und über den Aueplatz zum ehemaligen
Lehengerichter Rathaus. An allen Stationen konnte Historiker Hans
Harter Bezüge zum Jahr 1914 aufzeigen, erinnerte an die Abreise der
einberufenen Soldaten, die Glorifizierung Bismarcks, die fast uneingeschränkte
Unterstützung der Kriegspolitik durch die Kirchen, die Geldbeschaffung
des Reiches über Kriegsanleihen, die Lebensmittel- und
Brennstoff-Rationierungen, die Rolle der Stadtverwaltung bei der
Durchsetzung der Anordnungen und die beginnende Teuerung.
Den Abschluss bildete der Besuch einer in Zusammenarbeit mit dem
Stadtarchiv und der Ortsverwaltung Lehengericht realisierten kleinen,
aber denkwürdigen Ausstellung. 111 junge Schiltacher und 39 Lehengerichter
, die ab August 1914 an die Front eingezogen wurden, kehrten
nicht mehr heim. Für die Schiltacher Gefallenen ließ die Stadtverwaltung
von Kunstmaler Eduard Trautwein Anfang der 1930er Jahre
schlichte, aber würdevoll gestaltete Gedenkblätter anfertigen, die da-
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