http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0036
Mit Merkur unterwegs - auf Römerstraßen in der Ortenau
1995 wurden 1998 und 2000 in der Gerberstraße ergänzt
durch Funde von „terra sigillata", dem reliefbebilderten roten
Sonntagsgeschirr der Römer, und Resten eines Einhenkelkruges
und von Glas.
Alle genannten Römerfunde der letzten knapp 250 Jahre
konnten trotz ihrer unbestrittenen Bedeutung keine Antwort
geben auf die Frage, die schon Ernst Batzer in seinem berühmten
Aufsatz von 1937 gestellt hatte: „Wo lag das Offenburger
Kastell?" Unbeantwortet blieb auch die Frage nach dem Kreuzungspunkt
der beiden oben beschriebenen Fernstraßen und
die Frage, ob es in Offenbug eine römische Zivilsiedlung gab,
und wenn ja, wo?
Die entscheidenden Antworten sollten die letzten 15 Jahre
bringen, die mit ihren stadtarchäologischen Erforschungen der
Altstadt den überwältigenden Durchbruch brachten.
Bereits im Jahre 2000 war auf dem jetzigen Nordparkplatz
des Aenne Burda- Stifts an der Kittelgasse ein erster Hinweis
auf eine römische Besiedlung dieses Areals an der Abbruchkante
des Offenburger Lößhügels mit Blick nach Straßburg
gefunden worden. Neben terra sigillata und terra nigra (grauer
Gebrauchsware) fielen besonders eine massive Packung von
Leistenziegeln und Bruchstücke von bemaltem Wandputz auf,
die auf ein mit Ziegeln gedecktes römisches Haus „in situ" (vor
Ort) schließen lassen. Auch im nahen Nachbargelände an der
Kreuzkirchstraße kamen 2001 römische Siedlungsspuren ans
Tageslicht. Auf einer Fläche von über 30 Quadratmetern fanden
sich hier zum ersten Male mit den gefundenen Resten der
Fachwerkbauten von Streifenhäusern Belege einer zusammenhängenden
römischen Besiedlung der Altstadt von Offenburg
.
Der Bau einer zweistöckigen Tiefgarage unter dem Offenburger
Marktplatz schließlich und die Untersuchung angrenzender
Gebiete in den Jahren ab 2002 bot den Archäologen des
Landesdenkmalamts Freiburg und ihren Offenburger Mitarbeitern
die einmalige Gelegenheit, auf einem über 1000 Quadratmeter
großen und seit 1689 nicht mehr besiedelten zentralen
Areal systematisch in die Tiefe zu gehen. Die Grabungen in
diesem Altstadtbereich gaben mit ihren Ergebnissen in verblüffend
kurzer Zeit erstaunlich klare Antworten auf die bis dahin
offenen Fragen zur römischen Besiedlung von Offenburg:
1. Wo lag das Offenburger Kastell?
2. Gab es eine römische Zivilsiedlung?
3. Wo verlief die städtische Römerstraße?
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