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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 38
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Manfred Merker

werden, weil er repräsentativ für den Aufbau von Römerstraßen
überhaupt und damit auch für das Thema dieser Publikation
ist:

Zur Stabilisierung des Untergrunds wurden Balken und Äste
quer zur Fahrtrichtung in die feuchte Geländesenkung gelegt.
Dann wurde das Straßenbett mit 30 cm Kinzigschotter ausgekoffert
und die Fahrbahndecke darüber auf einer Kiesschicht
mit Kalk abgebunden. Der Straßendamm ist später mehrfach
aufgeschüttet und westlich durch einen Saumpfad, östlich
durch einen Straßengraben erweitert worden. Um ein Abdriften
der Auffüllung zu verhindern, war die Straße auf beiden
Seiten mit einem Rutengeflecht eingefasst, das alle 30 cm durch
Stakhölzer stabilisiert wurde. Die gesamte Anböschung wurde
abschließend durch eine Schüttung aus Feinkies und Lehm
gesichert. Die Gesamtbreite der Straße betrug am Ende immerhin
lim, die Fahrbahnbreite 7,50m.

Münzdatiert auf die Zeit Kaiser Trajans stellt dieser Befund
einen kleinen Teilabschnitt der rechtsrheinischen Fernstraße
zwischen der Colonia Augusta Raurica/Basel am Schweizer
Rheinknie und der obergermanischen Provinzhauptstadt Mo-
gontiacum/Mainz am deutschen Rheinknie dar. Ihre Verlängerung
unter der heutigen Okenstraße nach Norden Richtung
Appenweier entspricht in etwa dem Verlauf der heutigen B3.
Die südliche Verlängerung lässt sich anhand weiterer römischer
Siedlungsbefunde verlängern über die Prädikaturstraße
und hinter der Kreuzkirche weiter parallel zur damaligen Geländekante
der heutigen Stadtmauer, zum Marktplatz und
Burgerhof, um dann über das Römerlager am Stadtbuckel zur
Kinzigbrücke alter und neuer Datierung umzubiegen.

Bei den Grabungen in der Wasserstraße fanden sich westlich
der Römerstraße auch Reste einer typischen römerzeitlichen
Bebauung: Giebelständige Streifenhäuser in Holzarchitektur
mit charakteristischen Kastengruben in den Hinterhöfen
der Parzellen, die gewerblich, als Vorratskeller oder Latrinen
benutzt wurden. Ähnliche Befunde hatte man schon in
der Kreuzkirchstraße und im mittleren Bereich des Marktplatzes
gefunden. Danach geht man nun von einer dorfartigen
Straßensiedlung auf einer Länge von 500m längs der trajan-
zeitlichen Fernstraße aus. Jetzt war auch die lang gesuchte Offenburger
Römersiedlung verortet, der die neu entdeckte Straße
als Siedlungsachse diente. Der zivile römische vicus wurde
wahrscheinlich von Gewerbetreibenden, Handwerkern, Veteranen
und auswärtigen Neusiedlern bewohnt. Diese römerzeitliche
Bevölkerung hat dann vermutlich im dritten Jahrhundert
ihr Straßendorf aufgegeben, Spuren eines zivilen Lagerdorfes


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