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Mit Merkur unterwegs - auf Römerstraßen in der Ortenau
Freiburger Colombischlösschen ist das Original des Merkurreliefs
vom Brandsteig zu sehen. Offenburg präsentiert neben der
silbernen Statuette aus der Kinzig einen zweiten Merkurkopf aus
dem Willstädter Wald links der Kinzig, der auf ein Merkurheiligtum
an der Kinzigstraße hindeuten könnte. Auf dem Viergöttersockel
von Eckartsweier, auch links der Kinzig, war Merkur
neben Juno, Apoll und Minerva vertreten. In Baden-Baden ist
Merkur nicht nur mit seinem Merkurgipfel gegenwärtig.
Als letzter soll zum Abschluss noch einmal unser Offenburger
Silbermerkur zu uns sprechen.
Die genauen Fundumstände des Offenburger Merkurs sind
genau so unklar und wenig dokumentiert, wie die aller übrigen
entdeckten Merkurfunde am Oberrhein. Eine erste kurze Notiz
und ein schwarz-weißes Foto findet sich im Jahre 1937 in Ernst
Batzers Aufsatz über das gesuchte Offenburger Kastell. Auf
Seite 246 notiert er quasi beiläufig: „Vor allen Dingen wurde ^fr. 24: Der silberne
etwas ganz Wunderbares geborgen, eine kleine silberne, vergol- Merkur von Offenburg
dete Merkur Statuette." Zur beigefügten ersten Abbildung dieses
bedeutenden Kleinfundes schreibt er weiter: „Silbernes Figür-
chen (feuervergoldet) eines Merkur, ca. 100 n.Chr.". In den
Badischen Fundberichten von 1936 ist nur die Rede von größeren
Mengen römischer Keramik, die in fünf Metern Tiefe in der
Nähe der Kinzigbrücke im Gewann „Nachtweide" aus dem Kies
der Kinzig ans Tagelicht gefördert worden waren. Batzer erwähnt
100 römische Scherben „schönster Bildkeramik" aus
Rheinzaberner terra-sigillata-Produktion, zum Teil sehr gut erhalten
, zum Teil stark abgeschliffen. Gefunden wurde auch
eine Münze Domitians, anno 88/89, und ein Ziegelstempel der
„Legio VIII Augusta" aus Straßburg. Seit 1932 war in dieser
städtischen Kiesgrube an der Kinzig nördlich der Brücke gearbeitet
worden, bis 1936 einem aufmerksamen Baggerführer der
kleine Merkur auf die Schaufel kam. Wie Batzer an das kostbare
Stück geriet, ist bis heute nicht geklärt. In jedem Falle konnte
er den stolzen Fund für das Museum sichern, dessen Leiter er
noch weitere zwei Jahre bis zu seinem Tode bleiben durfte.
Seine damaligen, mit dem silbernen Merkur verbundenen
Schlussfolgerungen für den Standort des Offenburger Römerkastells
in der Nähe des Fundorts haben sich nicht bewahrheitet
. Ehe die wertvolle Statuette für alle Zeiten denkmalgeschützt
im Museum aufgestellt werden sollte, ließ Batzer die
Merkurstatuette von dem Freiburger Kunsthistoriker Lothar
Hahl begutachten, der in den Badischen Fundberichten von
1937 die erste kurze Beschreibung mit Abbildungen publizierte.
Danach misst das Figürchen 7,9 cm, wiegt 83 g und ist voll aus
Silber gegossen. An wenigen Stellen sind noch Spuren einer
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