Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 45
(PDF, 85 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0046
Mit Merkur unterwegs - auf Römerstraßen in der Ortenau

verdanken. Geht doch sein Name auf das lateinische Wort
„merx, -eis f" (= Ware) zurück. Damit ist er als „Warenbringer"
und Schutzgott von Handel und Märkten definiert und für die
„mercatores" (= Kaufleute) unentbehrlich. Auf den Straßenstationen
von Niederschopfheim und Friesenheim und auf der
Passhöhe vom Brandsteig konnte man ihm vor der Weiterreise
noch rasch ein Opfer bringen entsprechend dem nüchternen
Gegenseitigkeitsgebot antiker Götterbeziehung „do, ut des"
oder „da, ut dem" („ich gebe, damit Du gibst" oder „gib, damit
ich gebe"). Dafür reichten ihm Feldfrüchte oder ein Kleintier.
Die Präsenz seiner Darstellung in Stein, Bronze und sogar in
Silber in der Ortenau, im nahen Straßburg und dem benachbarten
Elsass zeigt ihn als Glückbringer, Helfer, Vermittler und
Wegbegleiter. Dementsprechend verheißen die Attribute seiner
Epiphanie Beistand, Hilfe, Vertrauen und Glück: Der prallgefüllte
Beutel in der rechten Hand garantiert Gewinn und Reichtum
, Flügelkappe und Flügelschuhe bringen ihn schnell an
jeden gewünschten Ort, sein Heroldstab war früher ein von
Apollo geerbter Zauberstab, damit er auch weissagen und heilen
konnte. Er weist ihn in den Darstellungen als Götterbote
Jupiters und aller seiner Mitgötter aus, der in Windeseile Botschaften
überbrachte und dabei auch oft als Friedensstifter
segensreich wirkte.

Laut Cäsar galt der römische Merkur, der mit dem griechischen
Hermes gleichgesetzt wurde, auch als Kulturbringer und
Erfinder aller Künste. So haben ihn schon ganz früh die antiken
Dichter besungen: Homer in seinen Götterhymnen, der
frühgriechische Lyriker Alkaios in einer Hymne und der augusteische
Klassiker Horaz in seiner sapphischen Ode Carmen I, 10.
Der agile Gott schuf aus einem Schildkrötenpanzer mit bespannten
Darmseiten die Lyra und aus einem Schilfrohr die
Flöte. Als Erfinder der Gymnastik und Schutzgott der Schulen
und der Jugend war er in den Gymnasien und Palästren (Ringschulen
) aufgestellt. Als ein Sohn des Zeus/Jupiter war er auch
ein Bruder Apollos, dem er als Kleinkind aus Spaß eine ganze
Rinderherde gestohlen hat. Er hat auch den kleinen Bacchus
geschützt, eine Darstellung in Straßburg zeigt ihn mit dem
kleinen Weingott auf dem Arm. Schließlich galt er als der Gott
des Schlafes und der Träume und geleitete als „Psychopompus"
die Seelen in die Unterwelt. Diese vielseitigen Zuschreibungen
und Geschichten machten Merkur zu einem universellen und
stets präsenten Gott, dessen Energien für seine Verehrer überall
zu spüren waren. Ohne jede entrückte Heiligkeit war er in
menschlicher Nähe handfest greifbar, spürbar und erfahrbar.
Er war als Gott der kleinen Leute beliebt, da er als Opfergaben


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0046