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Hans Harter
Wehren [.. .] fürchtete man, und zwar mit Recht, weil sie einen gewaltigen
Wasserfall bilden. Man hat früher den Einfall für lächerlich
gefunden, über eine Wehre mit Flößen fahren zu wollen; doch die
Industrie der Ausländer (Elsaßer und Schwaben) hat uns zu Schanden
gemacht Alle Herzen schlugen dem Augenblicke entgegen, in
welchem die Flöße im Angesichte Waidhofens über die große Wehre
gleiten würden. Man konnte ein gewisses Gefühl des Grauens und
der Bangigkeit nicht unterdrücken [...] Doch bald sah man, wie leicht
solchen Wassermännern auch diese Kunst ankomme. Als der Kopf
des Floßes eine schiefe Richtung nach abwärts nahm, stemmte sich
der erste Steuermann nach vorne fest an, stieg auf das Steuerruder,
so daß es hoch in der Luft schwebte und unten nicht verletzt werden
konnte, und hielt sich mit der andern Hand rückwärts an einer befestigten
Stange, und so fuhr er, stehend in die tiefen Finthen hinab,
ohne daß ihm das Wasser über die Knöchel kam. Dieselbe höchst
poetische Stellung nahmen die nachfolgenden Flößer an und fuhren
guten Muthes über diese Scilla, oder wenn man will, sogar Charybdis
hinab. Weiße Fähnchen begrüßten die Ankommenden und drei Böller
gaben ihre Freudenbezeugung kund. Die Waidhofner selbst aber
waren über dieses Ereigniß so überrascht, daß sie hinsichtlich jeder
Freudenbezeugung für dieses erstemal verstummten. Doch gingen sie
kopfschüttelnd und mit entschiedenem Beifall von dannen, und
wunderten sich höchlichst, daß die früheren Regierungsmänner, als
die Herrschaft Waidhofen noch dem Staate gehörte, ein solches Industriestück
zu Wege zu bringen nicht im Stande waren."
2. Tobias Weis (Schapbach, 1839-1917): Als Holzhauer und
Wiedenmacher an der Ybbs106:
„1865 ging's nach Österreich, wo eine Gesellschaft eine Waldung
von 6000 Joch gekauft und dann Leute aus unserm Amt (Schupbach,
Rippoldsau, Schenkenzell, Schiltach und Wolfach), etwa 28 Mann
Holzarbeiter, Wieder und Flößer, dorthin sandten, um dort eine Flößerei
auf dem Ybbsflusse einzurichten, wo wir uns bis auf Martini
verpflichten mußten. Die Reise hin und her, Geschirr, Kost waren
frei, neun Schilling (= 54 Kreuzer) Taglohn, vier Saitel Wein, Fleisch
und Brot zur Genüge (war eine schöne Zeit). Das Tal, in welchem wir
waren, zieht sich gegen Steiermark, wo ein großes Eisenbergwerk
steht [...] Als die Zeit vorüber war, gingen wir an Martini wieder
nach Hause über Salzburg, München, Augsburg, Ulm, Stuttgart,
Karlsruhe [...] Auch hatte ich in dieser Zeit 150 Gulden erspart, was
nicht allen gelungen ist von meinen Kameraden. Auch hatten wir
eine gute Aufnahme gefunden in Österreich, besonders in Waidhofen
(1. Platz) [...] Von hinten her war Hochgebirge, wo ich in den ersten
vierzehn Tagen schon hingekommen, um Haselstauden zum Wiedfa-
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