http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0076
Die Floßbarmachung der Ybbs in Niederösterreich
Sie haben dann um Leute geworben
, Grundbachflößer aus Rip-
poldsau, Schapbach und Wolfach,
Langflößer (für lange Floße mit 3
Sperren) von Schiltach, Wolfach und
Schenkenzell, die die Flößerei in Siebenbürgen
einrichten sollten [...]
Auch Handwerker brauchten wir, so
Schmiede, die uns die Floßbeile,
Krempen und dergleichen gemacht
haben; dann Köhler, die für den
Schmied die Kohle liefern mußten.
Vom Kniebis bekamen wir Wegmacher
, die uns in den dichten Waldungen
gangbare Wege machten,
damit wir das Holz bis an die Flüsse
transportieren konnten. Ein Vertrag,
der zwischen den beiden Regierungen
von Baden und Siebenbürgen
abgeschlossen wurde, machte uns
für 3 fahre verbindlich.
Der Siebenbürgener Staat übernahm
die Verpflichtung, uns zu dem
Lohne noch zu verköstigen und uns
zu schützen vor den halbwilden Bewohnern
des Landes. Wir waren im ganzen unsere 92 Mann, als wir
im Mai des Jahres 1872 von der Heimat Abschied genommen hatten.
Auch einige Köchinnen nahmen wir mit, die uns in dem fremden
Lande nach der Heimatsitte gekocht haben. In Freudenstadt war der
Sammelplatz. Von hier fuhren wir, da es noch keine Eisenbahn gab,
mit dem Fuhrwerk bis Horb. Von hier ging die Reise mit der Bahn
über Ulm, Augsburg, München, Salzburg, Wien, Ofenpest nach
Karlsburg und von hier nach Topanfalva, wo sich unser Forstamt
befand.126 Im Jahre zuvor 1871 sind schon einmal etwa soviel Leute
[...] gekommen, welche die Vorarbeiten zur Flößerei ausgeführt
haben.
In der ersten Zeit waren uns die Einwohner Siebenbürgens nicht
wohlgesinnt; denn sie meinten, wir wollten uns hier ansiedeln. Oft
sind sie uns recht feindlich begegnet; einmal ist sogar ein Deutscher
von einem Siebenbürgener erschossen worden [...] Der Mörder kam in
das Gefängnis Abribanien127; hier wurde er alle 8 Tage geschlagen,
bis er die Strafe verbüßt hatte [...] Ich selbst war bei der Beerdigung
des erschossenen Kameraden in Topanfalva.
Hier war ein kleines katholisches Kirchlein für die wenigen Katholiken
in der Umgebung; die meisten Bewohner waren griechisch-
Abb. 21: Brief von
Matthias Arnold aus
Siebenbürgen (Seite 1).
- StA Schiltach. -
Foto: Harter
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0076