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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 91
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0092
Schanzen im Kinzigtal Q*|

Zwei Schanzenlinien haben unseren Raum berührt. Eine
führte von Ohlsbach/Ortenberg aus entlang der Kinzig zur
Festung Kehl. Einige Ortenberger und Ohlsbacher Flurnamen
mit dem Wortteil „Schanz..." könnten darauf hindeuten. Allerdings
wurde sie schneller als erwartet dem Erdboden gleichgemacht
, nämlich schon 1703, als die Franzosen Kehl eingenommen
hatten. Die andere, noch gut am Boden zu verfolgende
Linie, in der Literatur „vorderer Kinzigtalwall" genannt, könnte
auch in Ohlsbach begonnen haben. Hier ist rechts der Kinzig
über dem Steinbruch im Gewann „Schlauch" eine Viereckschanze
im Boden ausgebildet und in einer alten Karte vermerkt
. Heimatfreunde haben kürzlich eine Bank zur Erinnerung
aufgestellt. Die Fortführung dieser Linie über die Kinzig
hinweg ist historisch gesichert, nämlich mit der Schanze bei
Strohbach („Auf der Schanz", 385 m). Von hier zieht sich ein
tiefer Graben zu einer zweiten Schanze („Schanzenreste",
260 m). Die Fortsetzung verläuft durch die Kinzigaue und jenseits
des Flusses hoch zur bekannten Paulischanz mit Schutzhütte
zwischen Bergach und Schönberg. Von hier knapp
1000 m östlich zum Roßgrabeneck, dann nach Norden abbiegend
zum Reig („Aufm Schänzle") und weiter auf dem Wenkweg
zum Hochkopf. Auf der Karte ist der Abschnitt zwischen
Reig und Hochkopfhütte, etwa 2,5 km, mit „Schanzen" bezeichnet
.

Schauen wir über unsere engere Heimat hinaus, sind die
Stollhofener Linien zwischen Stollhofen (heute Teil von Rheinmünster
) und Brühl, die schmälste Stelle Badens, zu erwähnen.
Diese durchgehende Verteidigungslinie war vom Türkenlouis
nach damals neuestem Stand der Technik gegen einen Einmarsch
der Franzosen angelegt worden; das Vorgelände konnte
überschwemmt werden, die Erdbauten über fast 20 km Länge
galten als uneinnehmbar. Sie widerstanden auch ersten Angriffen
, bis sie im Mai 1707 von General Villars durch Verrat der
schwächsten Stelle in der Linie überrannt wurden. Nach der
Einnahme ließ der Sieger die Wälle und Schanzen durch im
weiten Umkreis rekrutierte Bauern (es sollen 4000 gewesen
sein) wieder einebnen. Zum Bau der Schanzen wurde die gesamte
Landbevölkerung im Frondienst herangezogen; zum
Schanzen verurteilte Delinquenten mussten hier ihre Strafe
abarbeiten. Da die Verpflegung schlecht war und der Lohn oft
ausblieb, liefen die Arbeiter in Scharen davon und wurden mit
Gewalt zurückgebracht. Im Ernstfall wurden die Schanzen normalerweise
nicht mit ausgebildeten, erfahrenen Soldaten besetzt
, sondern mit Landvolk, das beim Läuten der Sturmglocke
in die Stellungen einrücken musste, so bestimmte es die Land-


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