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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 106
(PDF, 85 MB)
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106 Gottfried Wiedemer

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wichtiges Motiv. Dass damit geldwerter
Missbrauch getrieben wurde, hat bei
Luther die 95 Reformforderungen ausgelöst
. Diese Frage war bei Weitem nicht
die wichtigste, aber sie hatte die größte
Wirksamkeit. Einem großen Sünder,
z. B. einem Totschläger, Ehebrecher oder
Räuber wurde eine Sühne-Wallfahrt auferlegt
. Bei den mittelalterlichen Reisebedingungen
war das eine schwere Buße,
die sich ein solcher Galgenvogel aber oft
dadurch erleichterte, dass er seine Mitpilger
bestahl. Die im 16. Jahrhundert
geübte Kritik am Pilger-Unwesen hatte
meist diese Gauner im Blick, die in
Spottversen und Karikaturen an den
Pranger gestellt wurden.

Es gab aber auch ganz weltliche
Gründe fürs Pilgern. Im Mittelalter war
die Mehrzahl der Menschen an einen
Ort gebunden, die Bauern durch die
Grundherren an ihren Hof, die Hand-

Stich von Jost Amman
mit Text von Hans
Sachs 1568 (Herbers,
Wol auf Sanct Jacobs
Straßen, S. 150)

werker durch Zunftordnungen an ihre
Stadt. Nur für eine Wallfahrt gab es eine
Zeitlang die Freiheit, in die Welt hinaus
zu ziehen. Die Gemeinde und der Pfarrer bescheinigten dem
Pilger seine religiöse Motivation und gaben ihm ein Empfehlungsschreiben
, nachdem dieser sein Testament gemacht hatte
für den Fall, dass er nicht zurückkehren würde. Belege aus unserer
Region brachte Thomas Kopp für Handwerker aus Zell
a.H.5 Nur Adlige oder reiche Kaufleute konnten frei reisen und
sie taten das normalerweise zu Pferde und mit Dienern. Und
solche Leute verbanden ihre frommen Ziele im 15. und
16. Jahrhundert meist mit Geschäftsinteressen oder dem Besuch
an einem Fürstenhof.6

1495 gab der Servitenmönch Hermann Künig von Vach
(Kloster Vacha in Thüringen) einen gereimten Pilgerführer für
Jedermann heraus, der etliche Auflagen erlebte. Er begann in
Einsiedeln und führte über Genf, Lyon, Arles und Toulouse
nach Bayonne und Spanien. Diesen Weg nannte er „Oberstraß
". Auf dem Rückweg - der „Nyderstraß" - nahm er in
Frankreich den Weg über Bordeaux, Poitiers, Paris, Brüssel und
Maastricht nach Aachen. Pilger aus unserer Gegend sollten von
Paris durch das Marnetal über Port St. Nicolas, (bei Nancy)
nach Straßburg wandern. Er beendete sein Buch mit einer Er-


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