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*] 36 Ulrich Boeyng
Portalbauten mit gotisierenden Spitzbögen errichtet werden,
die den gesamten Gitterkasten an beiden Enden U-förmig um-
fassten.
Der am 21. Januar 1852 vorgelegte Entwurf zum Bau der
Kinzigbrücke wurde ohne Änderungen am 4. Februar genehmigt
und zur sofortigen Ausführung freigegeben. Man errichtete
an beiden Ufern der Kinzig jeweils eine Werkstätte, in der
die Gitterwände hergestellt werden sollten. Parallel hierzu begann
man, im Fluss ein hölzernes Arbeitsgerüst aufzuschlagen,
auf dem die Gitterwände über den Fluss verschoben werden
sollten. Da die beiden Landfesten beim Hochwasser nicht beschädigt
worden waren, konnten sie ohne großen Umbauauf-
wand weiter verwendet werden.
Am 29. Mai 1852 wurden in der auf der Südseite gelegenen
Werkstatt die ersten Nieten gesetzt und bereits am 18. September
war die erste Gitterwand für die flussaufwärts gelegene
Seite der Brücke fertiggestellt. Die Einzelteile der sich unter
dem rechten Winkel diagonal kreuzenden Flacheisen waren
horizontal auf einem Holzrahmen liegend zur Gitterwand vernietet
worden. Diese wurde anschließend mit Pritschenwagen
über den Fluss auf das Arbeitsgerüst verschoben und dort mit-
hilfe von Winden und Kränen vertikal in ihre Endposition
aufgerichtet. In der nördlichen Werkstatt war die mittlere Gitterwand
am 5. Oktober fertig, wurde ebenso liegend verschoben
und sodann aufgerichtet. Ende Oktober war in der südlichen
Werkstatt auch die dritte Gitterwand fertiggestellt, die aus
Platzgründen nach ihrem Verschieben dicht neben dem mittleren
Gitter halbwegs aufgerichtet und dann in Schräglage
nochmals an die flussabwärts gelegene Endposition verschoben
werden musste. Alle diese Arbeiten gingen innerhalb weniger
Stunden unfallfrei über die Bühne. Es folgte der Einbau der
die Fahrbahn tragenden Querträger, sowie der diagonalen
oberen und unteren Querverbindungen zwischen den drei
Hauptträgern. Erst nach Abschluss dieser Arbeiten konnte mit
dem Aufbau der beiden steinernen Portalbauten begonnen
werden. Am 1. März 1853 waren die Bauarbeiten beendet und
am 16. März begannen die Probebelastungen. Nach einer Bauzeit
von nicht ganz einem Jahr konnte am 21. Mai 1853 die
neue Brücke dem Verkehr übergeben werden (Abb. 9).48
Nicht eindeutig belegt ist, welche Firmen oder Werkstätten
den Bau der Gitterträger bzw. die Massivbauarbeiten ausgeführt
haben. Gut möglich ist, dass es die Maschinenfabrik
Keßler bzw. deren letzte Nachfolge-Gesellschaft - die Maschinenbaugesellschaft
Carlsruhe - war, die zwischen 1843-1845
zusammen mit den Gebr. Benckiser schon die erste, gussei-
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