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Ulrich Coenen
Abb. 20: Postgebäude
(Eisenbahnstraße 25).
Foto: Coenen
wurde, ging 1811 an den badischen
Staat über. Mit dem Bau der
Eisenbahn veränderten sich die
Transportwege für die Post ab den
1840er Jahren völlig. Eine deutsche
Bundespost wurde 1868 gegründet
. Nach der Gründung des
Deutschen Reiches und der damit
verbundenen Reichspost 1871
wurde in Berlin durch das Generalpostamt
ein zentrales Baubüro
installiert.
Die Fachliteratur zum Thema
Postarchitektur ist übersichtlich. Einen wichtigen Aufsatz hat
Willy Weyres verfasst. Er berichtet, dass die zentrale Baubehörde
1875 durch Heinrich von Stephan zur technischen Bauverwaltung
mit Baureferaten bei den Oberpostdirektionen
ausgebaut wurde. Dies führte zu einem Bauboom. Freie Architekten
hatten dabei kaum eine Chance, denn die postinternen
Baureferate führten, abgesehen von wenigen Großprojekten,
alle Postgebäude selbst aus. Die Aufgaben waren für Architekten
so attraktiv, dass nach Ausführungen von Weyres zahlreiche
Beamte der staatlichen Bauverwaltung in den Postdienst
wechselten. In knapp zwei Jahrzehnten entstand bis 1893 im
Reichsgebiet die gewaltige Zahl von mehr als 1000 Postgebäuden
.33
Das Bühler Reichspostgebäude ist das bedeutendste öffentliche
Bauwerk in der Eisenbahnstraße. Es wurde 1888 nach Plänen
des Kaiserlichen Postbaurats Arnold (Karlsruhe) erbaut,
wurde also, wie damals üblich, von einem Baubeamten im
Postdienst entworfen.34
Zuvor befand sich die Bühler Post seit dem frühen 17. Jahrhundert
im Gasthaus Fortuna (Hauptstraße 52/54). Dort machten
ursprünglich auch die Postkutschen für den Personentransport
Station. Mit der Eröffnung der Bahnlinie 1844 verloren die
Kutschen ihre Bedeutung und auch die Briefe wurden mit der
schnelleren Bahn befördert. Die Verlegung der Post in die Eisenbahnstraße
erschien vor diesem Hintergrund sinnvoll.
Das zweigeschossige Postgebäude erhebt sich über winkelförmigem
Grundriss. Der Massivbau des Späthistorismus zeigt
Stilmerkmale der Spätrenaissance. Er ist mit einem gelben Ziegelmauerwerk
verblendet, das von schmalen Bändern aus roten
Ziegeln gegliedert wird. Der Sockel ist mit roten Sandsteinquadern
verkleidet. Die der Eisenbahnstraße zugewandte Hauptfassade
besitzt sieben Achsen mit rundbogigen Fenstern im
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