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Ulrich Coenen
Abb. 22: Villa Wenk
(Eisenbahnstraße 27),
Foto: Coenen
Zunächst plante Treusch 1887
für Mathilde Wenk eine wesentliche
größere Villa mit zwei Geschossen
. Obwohl dieses Projekt
bereits genehmigt war, kam es aus
unbekannten Gründen nicht zur
Ausführung. Dass das aufwendige
Bauvorhaben an den Kosten gescheitert
ist, kann man angesichts
des Wohlstands von Mathilde
Wenk ausschließen. Vermutlich
erschien ihr das Haus schlichtweg
zu groß. 1889 plante Treusch eine
deutliche kleinere Villa mit nur einem Geschoss, die auch zur
Ausführung gelangte. Vor allem der erste Entwurf steht in der
Baden-Badener Villentradition und nimmt Motive der Villa
Obkircher vorweg, die Treusch 1896 für den Badearzt Arnold
Obkircher in der Lichtentaler Allee 66 errichtete.38
Das schließlich ausgeführte Gebäude hat nicht nur ein
Stockwerk, sondern auch eine Fensterachse an der Hauptfassade
gegen die Eisenbahnstraße weniger. Seine architektonische
Grundhaltung ist ähnlich wie die des ersten Projekts, allerdings
erscheint die Formensprache verspielter. Eingeschossige
Villen sind übrigens nicht völlig unüblich, aber wesentlich
seltener als zweigeschossige. In der Eisenbahnstraße hat die
Villa Wenk damit ein Alleinstellungsmerkmal.
Das eingeschossige Gebäude über hohem Sockelgeschoß
trägt ein Mansardwalmdach. Den beiden Wohnräumen an der
Ostseite des mit gelben Backsteinen verblendeten Hauses ist
eine in späterer Zeit leider plump überbaute Terrasse vorgelagert
. Die der Eisenbahnstraße zugewandte asymmetrisch gegliederte
Hauptfassade hat vier Achsen und besitzt eine Werksteingliederung
aus rotem Sandstein, die im Wesentlichen aus
Fenstergewänden und Gesimsen besteht.
Die beiden linken Achsen nimmt eine zweiachsige Loggia
mit einer ehemals reich verzierten gusseisernen Brüstung und
Stützen ein. Diese wurde inzwischen durch eine entstellende
Verglasung verschlossen, die filigrane Brüstung durch eine
Brüstungsmauer ersetzt. Der Haupteingang befindet sich in der
hinter die Hauptfassade zurückspringenden rechten Achse.
Die Villa Wenk war in der Mitte der 1980er Jahre, ähnlich
wie die Villa Walchner drei Jahrzehnte später, vom Abbruch
bedroht. Die benachbarte Post wollte damals Neubauten für
den Paketverkehr errichten, dabei war die denkmalgeschützte
Villa im Weg. Stadtverwaltung und Gemeinderat sprachen sich
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