http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0182
Die Eisenbahnstraße in Bühl
Stockwerke trennt, und ein kräftiges Sohlbankgesims. Die dreiachsige
westliche Giebelwand mit dem Haupteingang ist analog
gestaltet. Im Gegensatz dazu wurde die östliche Seite als
Brandgiebel ausgeführt. Ganz bewusst öffnet sich Bernhard
Wertheimers Villa zum Nachbachgrundstück seines älteren
Bruders Gustav.
Dessen Villa (Eisenbahnstraße 32), in der sich heute die
Rechtsanwaltskanzlei Weng befindet, entstand 1889 nach
einem Entwurf von Adam Eichberger, um 1900 ein renommierter
Baden-Badener Villenarchitekt.42 Als Werkmeister wird
J. Katzenberger aus Eisental genannt, der das Gebäude ausführte
. Ob Eichberger ebenfalls der Architekt der Villa Bernhard
Wertheimer ist, bleibt offen, ist aber angesichts der stilistischen
Verwandtschaft nicht auszuschließen. Auch Gustavs
Villa ist zweigeschossig über rustiziertem Sockelgeschoss und
trägt ein Satteldach. Die Hauptfassade gegen die Eisenbahnstraße
hat vier Achsen mit hochrechteckigen Fenstern in Werksteinfassung
, die im Untergeschoss auf Konsolen ruhen. Ein
kräftiges Gurtgesims trennt die beiden Geschosse. Die beiden
Mittelachsen werden im Obergeschoss durch einen Balkon
akzentuiert. Auffällig ist das voluminöse Kastengesims. Der
Eingang befindet sich in der östlichen Giebelfassade gegenüber
dem Portal der brüderlichen Villa, der Westgiebel ist völlig ungegliedert
. Die beiden Villen sind also durch die Anordnung
ihrer Portale ausschließlich aufeinander bezogen.
Melanie, die Tochter von Gustav Wertheimer, steht für ein
trauriges Kapitel in der Bühler Stadtgeschichte. Sie wurde 1940
von den Nazis ins Lager Gurs nach Frankreich deportiert, wo
sie 1942 starb. Ihrem Vater blieb dieses Schicksal erspart. Er
starb 1934, rund ein Jahr nach dem Beginn der Terrorherrschaft
der Nazis, in Bühl.
Das ehemalige Bahnhofshotel Wenk/
Alte Post (Eisenbahnstraße 34)
Das heutige Gasthaus „Alte Post" wurde 1869 als Bahnhofshotel
Wenk erbaut. Die Entwürfe von Julius Knoderer vom Baden-
Badener Büro Knoderer & Haunz sind im Stadtgeschichtlichen
Institut erhalten.43 Knoderer, der in Karlsruhe Architektur studierte
, ist ein namhafter Architekt, der alleine und mit seinem
Partner in Baden-Baden wichtige Villen realisierte, unter anderem
die Villa Hohenbaden (1868/69).44 Dass ein angesehener
Baden-Badener Architekt beauftragt wurde, unterstreicht den
Anspruch des Bauherrn. Dabei handelt es sich um den Brauereibesitzer
Hermann Wenk.
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