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222 Martin Rucn
Der Eselspfad
Ein schmaler Weg unterhalb des Hohen Horns trägt diesen
merkwürdigen Namen. Die Erklärung: Die Stadt Gengenbach
musste seit dem 14. Jahrhundert vier Esel auf der Burg Ortenberg
unterhalten, die das Wasser vom Eselsbrunnen für die
Burgbewohner herantrugen, sowie auch das Brennholz aus
dem Wald. Für deren Fütterung lieferte Gengenbach jährlich
32 Viertel Hafer, 2 Fuder Heu, 8 Gulden Geld und bezahlte außerdem
einen Eselknecht mit 8 Gulden.
Im Gengenbacher Stadtbuch von 1480 ist sogar ein Eselknecht
-Eid aufgeschrieben. Er lautet:
„(Er) soll derStatzu Gengenbach schwören, derselben Esel getreulich
zu warten, inen all Samstag ir gewonlich vier Sester Habern
zu fordern, sie damit füttern, sie nit überladen, schlahen, stoßen
noch sunst in ander Wege verwarlosen noch schädigen, sondern
getreulich zu halten und versehen."
Noch im 18. Jahrhundert heißt der Weg, der vom Schloss zum
Freudentaler Eck zieht, „Unterer Eselspfad", und der zum Niederhorn
weiterführende: „Oberer Eselspfad".
Geistig anregende Wege
Für die meisten Wanderer sind nicht die breiten Holzabfuhrwege
die wichtigen Strecken, sondern die schmalen Pfade und
Wege, bei denen es darauf ankommt, sich taktisch geschickt an
Brennesseln, Brombeerhecken und zeckenbesetzten Farnen
vorbeizuschleichen. In Ohlsbach hat 1969 Julius Bruder ein
ganzes System solcher kleinen Wege hinauf zum Hohen Horn
bezeichnet und ihnen fröhliche Namen gegeben. Die dazu angefertigte
Karte trägt den tröstlichen Hinweis: Verirren ist ausgeschlossen
! Hier rinden wir also:
- „Omas Rundgang: etwa eine Stunde, bequem, schattig, erholsam
- Philosophen-Pfad: 90 Minuten, schattig, geistig anregend
- Der Bumerang: 90 Minuten, schattig, bequem
- Das Panoptikum: 60 Minuten, steil, sonnig, Weitsicht
- Die Schiffschaukel: 75 Minuten, bequem, sonnig, interessanter
Weitblick
- Das Karusell: 120 Minuten, schattig, bequem
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