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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 234
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Ewald Hall

evangelischen Ort, antwortet er dagegen mit Fäschd oder Fäschd,
so kommt er aus einem katholischen.41 Diese Regel gilt ausnahmslos
.

Nur ein kleiner Umweg ist es von Breisach über Gündlingen
an den rebenbestandenen südöstlich gelegenen Tuniberg und
dort nach Niederrimsingen. Die Einwohner nennen ihr Dorf
allerdings Underrimsinge42. Nun sind wir nur noch wenige Radumdrehungen
von einer weiteren Rheinstaffel und wieder einer
Mundartgrenze ersten Grades entfernt, nämlich der sogenannten
Kind-Chind-Linie43 Übrigens: in Niederrimsingen44 sollten
Sie unbedingt nach dem Grab des Hunnenfürsten Attila fragen,
am besten in einer Gastwirtschaft, wo Ihnen der Wirt dann sofort
einen Spätburgunder vom Attilafelsen anbieten wird. Bereits
im nur wenige hundert Meter südlich gelegenen Oberrim-
singen beginnt mit dem Nördlichen Müllheimer Raum45 nun
die Sprachlandschaft des Südalemannischen. Wie die Muster-
Isoglosse bereits sagt, spricht man nördlich dieser Mundartlinie
im Wortanlaut hochdeutsches K-, also Kind, phonetisch genauer:
behauchtes K(h)ind, im Süden dagegen Ch-, also Chind. Diesen
„kratzenden" Laut verbinden die Oberrhein-Alemannen sofort
mit dem Markgräflerland und der angrenzenden Schweiz. Bereits
zu Beginn der 1980er Jahre vermerkte Hubert Klausmann
jedoch schon, dass „die K-Verschiebung in diesem Ort [Oberrim-
singen] nicht mehr bei allen Gewährspersonen erhalten geblieben
ist"46. Fragen Sie auf Ihrer Radtour also einfach die Einheimischen
in dieser Ortschaft nach den Wörter „Kind", „Kalb"
oder „Kuh" und Sie werden selbst zu Mundartforschern. Bevor
Sie sich ins Markgräflerland aufmachen, gönnen Sie sich eine
Pause in der Kappellenblick-Strauße in Munzingen bei Bibbilis-
käs „Quark (mit Schnittlauch)" und Brägeli „Bratkartoffeln (mit
Speck und Zwiebeln)" mit einem Vierdeli Faswii, mit einem
„Viertel Liter Fasswein".

Nun können Sie durchstarten über Hartheim und vorbei am
Flugplatz Bremgarten nach Neuenburg am Rhein. Hier sind wir
schon weit ins Markgräflerland47 hineingeradelt, das auf der
Höhe von Heitersheim, dem ehemaligen Großpriorat des Johan-
niterordens48, beginnt. Die alte Zähringergründung Neuenburg49
setzt sich auch mundartlich von den umliegenden Orten
ab. Spricht das ganze Markgräflerland für das Verb „gehen" die
Lautung goo, hört man im ehemals vorderösterreichischen Neuenburg
die Aussprache gee50. Wie schon am Kaiserstuhl „drückt"
auch hier die über das Elsass kommende Lautung eine „Beule"
ins badische Land.

Von Neuenburg geht es weiter nach Bad Bellingen51, wo Sie
sich im Thermalbad nach einem anstrengenden Radeltag ent-


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