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Robert Krais
Den Brüdern gehörte außerdem die beim Amtsgericht Etten-
heim eingetragene Firma „Gebrüder Wertheimer".2 Freyas
Vater, der aus Diersburg stammende Max Valfer, betrieb in
Kippenheim in der Poststraße 2 ein Tabakgeschäft, in dem
seine Tochter mitgearbeitet hatte. Dies tat sie nach der Hochzeit
auch in der Firma ihres Mannes.
Freya Maier war das dritte von insgesamt sechs Kindern von
Max und Fanny Valfer, geborene Wertheimer, die wiederum
aus dem Gasthaus „Badischer Hof" in Kippenheim stammte.
Zu Freyas Geschwistern gehörte die im November 1915 geborene
Schwester Ruth sowie der im September 1919 geborene
Erich Valfer, der letzte jüdische Abiturient am Ettenheimer
Realgymnasium.3 Max und Fanny Valfer gelang die Emigration
aus Kippenheim nicht mehr. Zwei Stolpersteine erinnern an
ihre Deportation am 22. Oktober 1940 in das Lager Gurs und
von dort 1942 in das Vernichtungslager Auschwitz.
Sonja Maier kam am 16. Februar 1935 in Malsch auf die
Welt. Dreieinhalb Jahre später sollte sich das Leben der Familie
dramatisch ändern. Freya Maier erinnert sich:
„Anbei sende ich den Bericht Ich hätte mich besser in der englischen
Sprache ausdrücken können, aber Erich [Anmerkung: Der
Bruder von Freya Maier] meinte, ich solle in Deutsch schreiben. In
Malsch wurde am 10. November 1938 die Synagoge abgebrannt,
und die Nazis drangen in mein Haus. Meine Tochter Sonja, drei
fahre alt, hatte ich auf dem Arm und die Nazis zerstreuten alles
in meiner Wohnung. Itwas horrible."4
Obwohl sie erst drei Jahre alt war, erinnert sich auch ihre Tochter
Sonja an diese Schreckensnacht:
„Ich ... werde die ,Kristallnacht' nie vergessen. Ich erinnere mich,
wie die Nazis in unser Haus einbrachen, den Inhalt der Schubladen
auf den Boden warfen, Glas und Geschirr zerbrachen und die
schönen hellgrünen Deckbetten im Schlafzimmer meiner Eltern
aufrissen und die Daunen im ganzen Raum verstreuten. Am
Schlimmsten war, als ich sah, wie ein Photo meines Vaters in
lauter kleine Stücke zerrissen wurde. Meine Mutter hielt mich in
ihren Armen, weil ich so weinte und dachte er sei tot. Schon früh
am Tag war mein Vater zusammen mit den anderen jüdischen
Männern herausgeholt und in Dachau eingesperrt worden, wo er
geschlagen wurde und fünf Wochen Hunger litt.//S
Ludwig Maier wurde in dieser Nacht zusammen mit seinem
Bruder Arthur und weiteren acht Malscher Juden in Dachau in
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