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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 254
(PDF, 85 MB)
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254 ^we Schellinger

Abb. 3: Neue Beschilderung
für den
Schuttertäler „Juden-
wegle-Hohrütte-
Rundweg" [Foto: Uwe
Schellinger, 2016]

sehend dürftig ausgeprägt.14 Dies lässt sich nicht
zuletzt damit begründen, dass die Quellenlage
zu den jüdischen Händlern äußerst schlecht ist.
Die nationalsozialistische Verfolgungs- und
Vernichtungspolitik hatte zur Folge, dass kaum
Quellen aus dem Besitz der ehemaligen jüdischen
Händlerfamilien überliefert sind. Dies
führt dazu, dass sich das Bild jüdischer Händler
oft ausschließlich aus Zeitzeugenerinnerungen
zusammensetzt. Im Gegensatz zu der großen
Bedeutung, die der Handel für die jüdischen
Gemeinden in der Ortenau hatte, liegen nach
wie vor kaum eingehendere Forschungen zum
Thema des jüdischen Handels vor.15 Damit einher
geht unter anderem auch ein eklatanter
Mangel an historischem Bildmaterial und Fotografien
zu jüdischen Händlern. Aufnahmen wie
diejenige des Pferdehändlers Salomon Schnurmann
(1887-1937) aus Schmieheim (um 1930) sind eine Seltenheit
. Oft prägen deswegen die vielfach stereotypen Motive wie
diejenigen der bekannten „Zizenhausener Terrakotten" aus der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Visualisierung jüdischer
Händler im Schwarzwald.16

Durch vereinzelte Quellen aus dem „Judendorf" Kippenheim
und dort aus dem sogenannten „Höfer-Fund" lassen sich
zumindest Geschäftsbeziehungen zwischen der dort ansässigen
erfolgreichen jüdischen Eisenwarenhändler-Familie Weill
und verschiedenen Schuttertäler Handwerkern zwischen 1856
und 1861 belegen.17 Von den Gebrüdern Weill aus Kippenheim
bezogen der Wittelbacher Schmiedemeister Wagner und der
Dörlinbacher Schmiedemeister Rombach ebenso Rohmaterialien
für ihr Handwerk18 wie der Schmied Joseph Föhrenbach
aus Schuttertal.19 Vor allem Föhrenbach hatte offenbar gute
Geschäftsbeziehungen zu den jüdischen Eisenwarenhändlern
aus Kippenheim.20 Ein Indiz dafür, dass man zu dieser Zeit - in
der Mitte des 19. Jahrhunderts - in den Schuttertäler Dörfern
keine grundsätzlichen Ressentiments gegen die Aktivitäten
jüdischer Händler gehabt haben dürfte, könnte sein, dass sich
die fast ausschließlich katholischen Ortschaften Wittelbach
(damals 211 Einwohner), Schuttertal (968), Dörlinbach (522)
und Schweighausen (1092) explizit nicht an einer antijüdischen
Petitionsbewegung beteiligten, die im Jahr 1862 - organisiert
von konservativ-katholischen Kreisen - unter anderem
massiv das Geschäftsverhalten jüdische Händler anprangerte
und damit die Gesetzgebung zur bürgerlichen Gleichstellung


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