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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 256
(PDF, 85 MB)
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Uwe Schellinger

muss Gründe dafür geben, weshalb die nun ausgezeichnete
Wegstrecke im Dörlinbacher Wald den Einheimischen als „Ju-
dewegle" in Erinnerung geblieben ist: etwa konkrete persönliche
Erfahrungen einzelner Dörlinbacher oder eine länger
währende mündliche Tradierung eines solchen Namens.

Gleichwohl sollten die gemachten Angaben zukünftig im
Sinne der historischen Quellenkritik durch konkrete Forschungen
sowie idealerweise durch zusätzliche robuste Quellen
näher belegt werden. Die allem Anschein nach an keiner Stelle
dokumentierten Erzählungen der „alten Dörlinbacher" reichen
für eine Verifizierung sicherlich ebensowenig aus wie das Ansinnen
, durch eine solche interessante Wegbezeichnung „eine
Gegend für den Tourismus attraktiv zu machen".23 Bis nähere
wissenschaftliche Expertisen vorliegen, wird man die Informationen
zum „Judewegle" zunächst mit einer gewissen Vorsicht
zur Kenntnis nehmen müssen. Zum momentanen Zeitpunkt
erweist sich das Dörlinbacher „Judewegle" oder auch „Juden-
wegle" als nicht nachgewiesen authentischer, sondern vielmehr
als inszenierter Ort jüdischer Regionalgeschichte.24 Die mögliche
Transformation vom inszenierten zum authentischen Ort
kann in diesem Fall nur durch tiefergehende Quellenstudien
und durch weitere Forschungsarbeit gelingen.

Anmerkungen

1 Siehe hierzu beispielsweise die Arbeit des Leipniz-Forschungsverbunds „Historische Authentizität
" u.a. den Internetauftritt des Verbunds: http://www.leibniz-historische-authentizitaet.de.
Weiterhin Saupe, Achim: Authentizität. In: Bosch, Frank (Hrsg.): Zeitgeschichte - Konzepte und
Methoden, Göttingen 2012, 144-165 oder Sabrow, Martin/Saupe, Achim (Hrsg.): Historische
Authentizität, Göttingen 2015.

2 Siehe Müller, Monika: Leben mit zwei verschiedenen Zeiten: Die jüdischen Kalender aus dem
Bestand der Schmieheimer Genisa. In: Die Ortenau 86, 2006, 269-286. Beschrieben werden hier
anhand von Beispielen aus der „Schmieheimer Genisa" unter anderem die kleinen jüdischen
Taschenkalender, die insbesondere den jüdischen Händlern eine wertvolle Hilfe bei der Planung
ihrer Geschäftsreisen waren.

3 Als Standardwerk gilt Rösch, Barbara: Der Judenweg. Jüdische Geschichte und Kulturgeschichte
aus Sicht der Flurnamensforschung, Göttingen 2009. Dort finden sich auch Hinweise auf weitere
lokal- und regionalgeschichtliche Literatur. Einer der ersten, der sich mit dem Thema beschäftigte
, war der Augsburger Volkskundler Günther Kapfhammer. Siehe etwa Kapfhammer, Günther
: Judenwege. Untersuchungen zur jüdischen Mobilität und Migration mit besonderer Berücksichtigung
Bayerns. In: Blätter für oberdeutsche Namenforschung 27, 1990, 3-27.

4 Weiss, Ruth: Der Judenweg. Roman, Berlin 2004.

5 Die durchaus umfangreiche Literatur zur Geschichte der Juden in der Ortenau fächert sich in
zahlreiche unterschiedliche Themenfelder auf, eine Gesamtgeschichte zu den Juden in der Ortenau
existiert hingegen noch nicht. Vgl. mit dem Charakter einer Gesamtstudie Baumann, Ulrich
: Zerstörte Nachbarschaften. Christen und Juden in badischen Landgemeinden 1862-1940,
Hamburg 2000.


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