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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 295
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Der „Stigler" - ein Aufzug und sein Konstrukteur 295

für damalige Zeiten neues Konzept des Vertriebs seines Produkts
entwickelt: die Aufzüge wurden nicht nur eingebaut,
sondern offenbar weitgehend auch „gebaut" durch selbstständige
Aufzug-Gesellschaften, sogenannte Konzessionäre, jeweils
zuständig für eine bestimmte Region. Selbst für die Firmengeschichtsschreibung
soll es jedoch äußerst schwierig sein rückblickend
zu bestimmen, in welchen Fällen die die Aufzüge
bauenden Firmen als Konzessionäre oder als Subunternehmer
von Stigler auftraten.12

Es ist diese Form der Produktion und des Vertriebs in Verbindung
damit gebracht worden, dass Stigler ein ausgezeichneter
Kenner der Mentalität der Italiener gewesen sein soll,
nämlich ihres Clan-Zusammenhalts, ihrer nachbarschaftlichen
und regionalen Loyalitäten, ihres Beharrens auf Selbstständigkeit
und ihrer Abneigung gegenüber strenger Arbeitsdisziplin
und straffer Organisation. Es ist nicht gesagt, welcher
der drei aufeinanderfolgenden Firmenchefs es gewesen sein
soll, dem diese Einschätzung zugeschrieben wird. Abgesehen
davon, dass solche Einschätzungen in der Regel von Generation
zu Generation weitergegeben werden, der Firmengründer
dürfte in der bezeichneten Einstellung bzw. Mentalität der
Italiener in vielem die Einstellung bzw. Mentalität seiner badischen
Landsleute wiedererkannt haben - wie sie zumindest bis
1849 hier vorherrschend war. August Stigler lebte zwar aus
anderer Einstellung heraus, er war Maschinenkonstrukteur, er
kalkulierte Zeit und Raum und ging mit der Zeit. Die Einstellung
vieler derer, unter denen er aufgewachsen war, erachtete
er jedoch nicht als „vormodern" oder „vorindustriell" und
dementsprechend die seine nicht als „fortschrittlich". Die andere
Einstellung achtete er einfach als eine andere als die
seine. Das ist eine Hypothese. Für sie spricht, dass August Stigler
recht schnell recht gut mit den Menschen seiner Wahlheimat
klargekommen zu sein scheint, indem er wusste, was er
ihnen zumuten durfte und was nicht.

Auch das mag ein Grund gewesen sein, weshalb August Stigler
seine ursprüngliche Heimat nicht vergaß. Die jeweiligen
Kirchenbucheintragungen zur Taufe seiner Kinder ließ er in
Abschrift auch in die Standesbücher von Renchen übernehmen
. Briefe und Besuche aus Renchen taten ein Übriges. 1905
stiftete Stigler der Stadt Renchen 1000 Mark, deren Erträgnisse
zur Ausbildung von Knaben aus weniger bemittelten Familien
bestimmt waren.13 Durch die Inflation von 1923 wurde auch
dieses Kapital vernichtet, womit die Stiftung verschwand. Und
mit dem Tod von Anna Goegg im Jahre 1933, die noch von
der freundlichen Aufnahme im Kreise der Familie von August


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