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298 Heiko Wa§ner
herzogs Bertold IV.; als „dux de Ulemburgh" („Herzog von
Ullenburg") genannt wird. Als die Zähringer im Jahre 1218 mit
Bertold V. ohne direkte Nachkommen ausstarben, fiel das Gut
zurück an die Bischofskirche von Straßburg. Der damalige
König Friedrich II. (noch nicht Kaiser) versuchte, für künftige
Zeiten die Bildung eines großen, die Königsmacht (und die
staufische!) schwächenden Machtblockes im Südwesten zu verhindern
. So wurde das zähringische „Territorium" - eigentlich
ein Komplex unterschiedlichster Rechte, wie etwa Eigengut,
Klostervogteien u.v.m. - zerschlagen und unter verschiedene
Erben und Familien aufgeteilt. So kam es wohl auch dazu, dass
sich im Kinzigtal und auch an Burgen im hinteren Renchtal
(Bärenburg) Rechte der weit entfernten Grafen von Urach/Freiburg
nachweisen lassen.
Im Jahre 1228 musste Straßburg betreff s Renchen noch eine
Pfandschaft auslösen. Dennoch gab es noch Ansprüche von
Dritten, die erst 1239 abgegolten und bereinigt werden konnten
. Ab 1228 bzw. letztlich ab 1239 sind die Bischöfe von Straßburg
wieder als Dorf herren in Renchen anzusehen. Daher wird
die Erbauung der Burg Renchen bisher den Bischöfen von
Straßburg zugeschrieben und in die Zeit um 1228/1239 gesetzt.
Als Standort der Burg ist schon immer der „Schlossberg" direkt
oberhalb des Ortes bekannt.
1326 erhielt Renchen - zusammen mit dem nahegelegenen
Oberkirch - ein Stadtrecht. Wie damals der Ort aussah und wie
viele Menschen bzw. welcher Bereich durch dieses Stadtrecht
erfasst wurde, ist nicht klar. Schon wenige Jahre später - 1333
- wurde Renchen in einem Krieg zerstört. Damit dürfte der
Impetus der Stadtwerdung einen Knick bekommen haben. Im
Jahre 1337 wird Renchen noch als „oppidum" (Stadt oder
Befestigung) angesprochen. Im Jahre 1360 taucht jedoch der
Begriff „villa" auf, der in mittelalterlichen Urkunden gewöhnlich
ein Dorf bezeichnet.
Von der Burg liegen diverse Erwähnungen vom 13. bis 16.
Jahrhundert vor; oftmals handelt es sich um Verpfändungen. Sie
diente 1432 zeitweilig als Wohnsitz des exilierten Bischofs Wilhelm
von Diest. Während des Bauernkriegs wurden hier im Jahr
1525 Verhandlungen mit den Bauern geführt, die in einer Vereinbarung
(sog. Renchener oder Ortenauer Vertrag) mündeten.
Charakteristisch für die Geschichte Renchens sind Dorfbrände
wie 1526 und kriegsbedingte Zerstörungen, wie sie in
der Oberrheinebene häufig waren. So wurde während des Dreißigjährigen
Krieges 1640/41 ein Brand durch die Schweden
verursacht, französische Truppen brannten 1689 einen Teil
von Renchen ab. Daher verwundert es nicht, dass sich Renchen
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