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312 Heiko Wa§ner
Emmendingen, Ettenheim, Lahr, Gengenbach, Prinzbach, Zell
am Harmersbach, Haslach und Hausach.
Es fällt auf, dass die Kirche etwa 150 m nördlich, außerhalb
der mutmaßlichen Stadtgrenze steht. Das dürfte auf einen Ursprung
der Kirche vor dem 13. Jahrhundert hindeuten; ältere
Kirchen behielten oft den angestammten Standort, als nahebei
die neu gegründeten Städte entstanden (vgl. z.B. Prinzbach,
Hausach). Die städtischen Rechte in Renchen waren anfangs,
im 13. Jahrhundert, wohl nur rudimentär; ein echtes Bürgertum
war wohl noch kaum vorhanden. Das Städtchen und die
Bewohner waren rechtlich und wirtschaftlich eng mit der Burg
verbunden und von ihr abhängig. Im Jahr 1326/27 erhielt Renchen
- ebenso wie Oberkirch - ein Stadtrecht nach Offenburger
Vorbild. Schon 1333 brannte Renchen jedoch ab; die „Ober-
stadt" wurde offenbar weitgehend verlassen und war allenfalls
noch dünn besiedelt. Die Burg hingegen lief in gewohnter
Weise weiter. Die „Unterstadt" am Fuß des Berges und vielleicht
auch noch außerhalb davon gelegene Teile des älteren
Dorfes dürften weiter bestanden haben. Der Stadtbegriff ging
offenbar zeitweise verloren.
Offenbar wuchsen im 16. und 17. Jahrhundert das Dorf und
die Zahl seiner Bewohner wieder an. Die lockere Bebauung mit
Häusern, Hofplätzen, Scheunen, Ställen und Gärten scheint sich
vor allem in der Ebene in verschiedene Richtungen entlang der
Wege und Straßen ausgedehnt zu haben. Darauf deutet die Planskizze
des Ratsherrn Buchard aus dem frühen 17. Jahrhundert
hin. Außerdem liegt im Generallandesarchiv Karlsruhe einen
Skizze vor, die einen Teilbereich Renchens an der Hauptstraße
(heutige B 3) mit einem Brunnen und den damaligen Gasthäusern
„Krone", „Adler" und „Bären" bis zum Mühlbach zeigt. Die
Skizze dürfte im 17. Jahrhundert anlässlich einer Planung für
eine Baumaßnahme gezeichnet worden sein. Insgesamt deutet
sich an, dass etwa im 16. oder frühen 17. Jahrhundert ein Teil
der alten, von Appenweier herkommenden Römerstraße verlegt
worden ist. In Appenweier führt heute die kerzengerade Römerstraße
nur noch als Feldweg weiter und verläuft sich in Richtung
auf die Rench. Die heutige Bundesstraße 3 hingegen weicht in
Appenweier im Bogen von ihr ab. Offenbar verlagerte man den
Renchübergang (Brücke oder Furt?) für den Fernverkehr bei
Renchen etwas renchabwärts. Die bogenförmig verlaufende
Weidenstraße am Fuß der Burg sank wohl zu lokaler Bedeutung
als Zugang zu einer Mühle und zu den landwirtschaftlichen
Flächen ab.
Der neue, ungeordnet erscheinende Grundriss des Ortes war
zu großflächig, um ihn wirksam ummauern und verteidigen zu
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