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360 KarlVolk
seitigt zu haben. Genaueres erfahren wir nicht. Die Steuereinnahmen
zugunsten des Hauses Österreich vermehrte er um
1300 Gulden im Jahr. Es gelang ihm als Obervogt, für 41000
Gulden Oberndorf am Neckar als Pfandherr an sich zu bringen
. So wird uns verständlich, warum er sich 1772 dorthin
zurückzog und seinem Sohn Franz Joseph, dem Adjunkten, die
Herrschaft Triberg überließ. Als Krönung seines Lebens wird er
die Ehrung durch Kaiserin Maria Theresia empfunden haben,
die ihn für „langjährige stattliche Dienste", seine „gesammelten
Meriten" und „die vielen Proben eines besonders geschickten
Mannes" 1768 in den Reichsfreiherrenstand erhob.
Veit Sigmund von Reischach
Dieser Kandidat wird deshalb ausgewählt, weil seine Vorfahren
in der deutschen Geschichte mehrfach an entscheidender Stelle
hervorgetreten sind, was Reischach in seinem Bewerbungsschreiben
vom 20. Januar 1737 darlegt. Eigene Leistungen treten
vor denen der Angehörigen seines Geschlechts eher in den
Hintergrund - einige bis zum Opfer ihres Lebens. Insofern erfahren
wir, wie ein Adelsgeschlecht, eines von vielen, sein Bild
in der deutschen Geschichte sah, wie diese Geschichte aber
auch (Noblesse oblige) den Einzelnen verpflichtete: Größe und
Ernst dieser Verpflichtung sollten auch und gerade von höchster
Stelle gesehen werden, womit die Erwartung verbunden war,
der Nachkomme werde sich seiner Ahnen würdig erweisen.
Nicht selten ähneln solche Bewerbungen ja einer Grat Wanderung
: einerseits mussten die eigenen Fähigkeiten in den
Vordergrund treten, andererseits durfte man nicht mit ihnen
prahlen, was in der Einleitung und der Schlussformel immer
mit besonderer Unterwürfigkeit betont wird.
Als Ritterbürtiger meinte Reischach, sich würdig in die bisherige
Reihe der Triberger Obervögte einreihen zu können. Das
war indessen entweder Schmeichelei oder purer Irrtum. Denn
wie der Kammerrat von Girardi dann bei der Prüfung der Bewerbung
sofort feststellte: unter den letzten Triberger Obervögten
war gar kein Ritterbürtiger gewesen. Alle waren bürgerlicher
Herkunft.
Reischachs Aufzählung der Leistungen seines Geschlechts
ist lang und für uns wertvoll, weil bei Erwähnung berühmter
Schlachten hier einzelne Menschen hervortreten, nicht nur
Heere, Fußtruppen, Reiterei und dergleichen.
Übrigens haben mehr Angehörige der Familie Reischach in
berühmten Kriegen und Schlachten mitgefochten, als er selber
aufzählt. Doch bleiben wir bei seinem eigenen Bericht. Er
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