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Ein Dorfpfarrer widersteht den Nazis ^
mals". Er verwahrt sich in seinen „bescheidenen Ausführungen
" noch einmal gegen die
„ungeheuerlichen Anschuldigungen, die mich persönlich aufs
Tiefste kränken. Die Abwehrstellung des Pfarramtes (...) kann
nur dann als eine Verletzung des Ortsfriedens in Schutterwald
angesehen werden, wenn man das Recht des Hirten bestreitet,
den Wolf einen Wolf zu nennen."
Eine Antwort des Erzbischöflichen Ordinariats an den Pfarrer
Schmid konnte in den Akten nicht ausfindig gemacht
werden.
Der Oberstaatsanwalt: Verhör
Die Staatsanwaltschaft in Offenburg jedoch verfolgte die Anzeige
des Schulleiters und seiner Parteigenossen wegen „Missbrauch
der Kanzel"5 weiter. Der Pfarrer wurde deshalb am
17. Mai vom Oberstaatsanwalt in Offenburg aufgefordert, bereits
am folgenden Tag, „am Freitag, 18. Mai, 8 Uhr, morgens,
pünktlich bei mir zu erscheinen".6 Im Verhör stellte der Staatsanwalt
dann auch fest, dass „eindeutig ein Missbrauch der
Kanzel" vorliegen würde. Der Pfarrer wurde dann aber keineswegs
entlassen, den ganzen Tag über wurde er festgehalten, die
Nacht zum Samstag musste er, wie er schrieb, „im Vorzimmer
verbringen, am Morgen gab es eine Kanne Tee, wie warmes
Wasser". Erst nach neun Uhr am Abend wurde er entlassen,
über 36 Stunden war er festgehalten worden. Das gegen ihn
eingeleitete Strafverfahren wurde jedoch „ausnahmsweise"
eingestellt, der Pfarrer bekam eine Geldbuße von 300 RM, damals
ein ungewöhnlich hoher Betrag (s. oben), sowie einen
„scharfen Verweis", und nur wegen der Tatsache, dass er nicht
vorbestraft sei, würde es dabei bleiben. „Es liegt an Ihnen, für
die Zukunft die Konsequenzen zu ziehen." Pfarrer Schmid unterschrieb
, mit dem Zusatz, „ich nehme den scharfen Verweis
untertänigst entgegen".
Ein Rechtsanwalt mit Namen Zimmermann aus Offenburg
(Näheres ist nicht zu erfahren) hatte ihm - im Mai 1934 ein
Nachweis von Zivilcourage! - bei der Vernehmung durch den
Staatsanwalt zeitweise beigestanden. Er brachte den Pfarrer
auch am späten Samstagabend in seinem Auto bis zur Kinzigbrücke
, den restlichen Heimweg ins Pfarrhaus nach Schutterwald
, gute sechs Kilometer, musste der Pfarrer zu Fuß machen
- „um halb zwölf kam ich an", schreibt er. „Für den Beistand
und das Mitnehmen", bedankte er sich schriftlich, als er die
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