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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 414
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Karl Hansert

„Kostenrechnung in Höhe von RM 20, zuzüglich 2% Umsatzsteuer
", beglich.

Zwei Jahre später, im September 1936, zeigte der Oberlehrer
und stellvertretende Ortsgruppenleiter den Pfarrer erneut
an, jetzt beim Kreiskulturstellenleiter. Er, der Pfarrer, habe im
Religionsunterricht eine „Anspielung auf den deutschen
Gruß" gemacht und „den Machtanspruch des Nationalsozialismus
in Frage gestellt". Zwei Polizisten holten den Pfarrer
unmittelbar nach der Morgenmesse aus der Sakristei heraus,
im „Haus der Partei" in Offenburg erfolgte erneut ein „scharfes
Verhör mit Anbrüllerei", so der Pfarrer. Den ganzen Tag
über wurde er dort festgehalten und auch jetzt wieder erst
gegen Mitternacht freigelassen, den Weg in der Nacht ins
Pfarrhaus nach Schutterwald musste er erneut zu Fuß zurücklegen
. Nach einigen Tagen bekommt er eine „StrafVerfügung
von 350 RM", und dann kommt die Drohung: „Bei Rückfall
droht Schutzhaft".

Vonseiten des Ordinariates in Freiburg, dem der Pfarrer
auch jetzt wieder berichtet hatte, kam der Tadel eines „eigenmächtigen
und unklugen Vorgehens".

Maul- und Klauenseuche im Dorf:
Die Kirche wird geschlossen

Ein Jahr später begann ein neues Kapitel der Auseinandersetzung
mit den Nazis auf dem Rathaus und der Gestapo in Offenburg
. Anfang Oktober 1937 war im Dorf die Maul- und Klauenseuche
ausgebrochen, und das Bezirksamt Offenburg teilte
unter Bezug auf „Bekanntmachung im Führer"7 am 5. Oktober
1937 dem Pfarrer in Schutterwald mit: „Versammlungen jeder
Art, bei der ein größerer Personenkreis zusammen kommt,
sind verboten, auch Gottesdienste. Ausnahmen bewilligt das
Bezirksamt". (Anm.: „auch Gottesdienste" ist unterstrichen,
offensichtlich rechnete man damals noch mit einem „größeren
Personenkreis".)

Noch am selben Tag rückten nun fünf Polizisten an und
legten Ketten und Siegel an die zwei Seitentüren und an das
Hauptportal der Kirche. Dieses unglaubliche Vorgehen war
eindeutig eine böswillige Maßnahme gegenüber dem Pfarrer,
unter der natürlich nicht weniger auch die Leute im Dorf zu
leiden hatten. Denn eine noch dazu mit Ketten verschlossene
Kirche war bis dahin unvorstellbar. Die Leute konnten nicht
glauben, was geschehen war, denn das hatte es, seit die Kirche
stand, nicht gegeben. Der Pfarrer machte nun in einem Anschlag
an die drei Kirchentüren die Verfügung des Bezirksam-


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