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Karl Hansert
„Hoffnung". Die Staatsanwaltschaft Offenburg teilte dem Pfarrer
lediglich am 12. Dezember mit, „Ihr Blatt ,Die Hoffnung' ist
nach Karlsruhe zur Prüfung an das Ministerium geschickt
worden. Sie können sich dorthin wenden/' Der Pfarrer scheint
darauf verzichtet zu haben. „Die Hoffnung" verblieb im Ministerium
in Karlsruhe, für immer.
Ein neuer Seuchenfall
Indessen teilte das Bezirksamt am 18. November 1937 dem
Bürgermeisteramt und dem Pfarramt mit, dass die Maul- und
Klauenseuche erloschen sei und die Kirche - über sechs Wochen
lang war sie geschlossen gewesen! - „vom Sonntag, 21. November
, wieder geöffnet werden darf. Den Bewohnern von Höfen8
ist jedoch die Teilnahme an den Gottesdiensten und das Betreten
der Kirche vorläufig nicht gestattet". Jedoch die Freude der
Leute im Dorf, jetzt wieder in die Kirche gehen zu können,
dauerte nur kurz. Denn nur zwei Tage später - es ist Samstagvormittag
- rückte der besagte Wachtmeister mit seinen drei Mann
wieder an und verschloss und versiegelte die Kirche erneut. Das
Bezirksamt in Offenburg hatte sich, noch rechtzeitig vor dem
Sonntag, beeilt, dem Pfarrer mitzuteilen, dass „gestern ein
neuer Seuchenfall in Schutterwald festgestellt wurde".
Der Pfarrer protestierte entrüstet, legte sich mit dem Gendarmeriewachtmeister
und seinen drei Mann an, es half ihm
nichts. „Tief erschüttert" berichtete er seinem Erzbischof in
Freiburg, was geschehen war. Eine Antwort findet sich auch
hier nicht in den Papieren. In seiner Not wandte sich der Pfarrer
erstaunlicherweise jetzt sogar an den Herrn Oberlehrer und
Ortsgruppenleiter. Es könne ihm, so schreibt er, „dem Herrn
Oberlehrer, doch nicht gleichgültig sein, wenn die Schüler der
Kirche fernbleiben müssen". Dieser antwortete: „Wann die Kirche
bezirksamtlich wieder offen ist zu sagen, ist nicht meine
Sache. Aber ich habe Ihr Schreiben sofort („sofort" ist unterstrichen
!) aufs Rathaus gesandt. Heil Hitler."
Inzwischen waren die Menschen im Dorf nicht mehr bereit,
dieses unglaubliche Vorgehen des Bezirksamtes hinzunehmen.
Nicht weniger als 15 Bürger, sieben Frauen und acht Männer,
schrieben am 30. November:
„An das Kreisamt in Offenburg: Die Schließung der Kirche seit
zwei Monaten ist ein unhaltbarer Zustand. Für diese Maßnahme
besteht kein Grund, wo doch die Wirtschaften immer offen
waren. Wir können nicht zuschauen, wie der gute Einfluss unseres
Pfarrers unterbunden wird."
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