Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 424
(PDF, 85 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0425
424

Karl Hansert

Beleg in den Akten. So erinnerte sich der Pfarrer an einen Bekannten
aus der Schulzeit, von dem er offensichtlich wusste,
dass er in Berlin tätig war und mit dem er wohl in Verbindung
stand, nähere Hinweise rinden sich jedoch nicht. Diesem berichtete
er, was ihm angetan wurde, besonders aber auch von
seinen Befürchtungen. In diesem handschriftlich abgefassten
Brief, eine Zweitschrift hatte er hinterlegt, klagte er über „arge
Schmerzen in den ganzen Muskeln im rechten Arm, bis zur
Schulter, die beim Schreiben bald auftreten, es kommt von der
Verwundung im Kriege, ich kann dann kaum mehr weiterschreiben
, man hat mir ja die Schreibmaschine weggenommen
. An die Krieger im Feld kann ich gar nicht mehr schreiben
/' Besorgt und fast selbstanklagend fügte er an: „Was denken
sie wohl von mir?" Er wäre jedoch nicht der Pfarrer Anton
Schmid, wenn er sich ganz hätte einschüchtern lassen und
kapituliert hätte. Eine junge Frau aus seiner Pfarrgemeinde,
inzwischen hochbetagt, die als Lehrling in einem Geschäft in
Offenburg arbeitete, schrieb für ihn noch für einige Monate
Briefe an die Soldaten, „immer mit zwei Durchschlägen" wie
sie berichtete, mit dem Einverständnis des Lehrherrn und in
der Mittagspause! Alle wussten, wie gefährlich war, was sie
taten: Widerstand der kleinen Namen! „Die Gestapo hat nie
etwas gemerkt", schrieb der Pfarrer. Vielleicht zählt dieses
fast unglaubliche Tun zur „Frechheit", von der er schreibt
(s. unten), „mit der ich damals jedem Übergriff in meinem
Bereich entgegen getreten bin".

Die bemerkenswerte Antwort dieses Bekannten aus gemeinsamen
Schultagen, der sich als „Oberstleutnant in Berlin" vorstellt
, ist erhalten. Er schreibt: „Mit Erstaunen haben wir davon
Kenntnis genommen, dass man Dir Deine Schreibmaschine
u. a. beschlagnahmt hat, weil du den Soldaten Briefe ins Feld
sandtest. Das hat die Soldaten in ihrer schweren Pflichterfüllung
nur gestärkt. Ich würde mich an Deiner Stelle hier kräftig
zur Wehr setzen und energisch vorgehen (...)." Aber dann
schlägt dieser Oberstleutnant in Berlin plötzlich einen ganz
anderen Ton an und fährt fort: „Wir haben jetzt in diesem
schweren Ringen, im Kampf um Leben und Tod, doch wahrhaftig
andere Sorgen als dass ein Pfarrer seinen Pfarrkindern
aus der Heimat berichtet. Das kann nicht der Wille des Führers
sein."

„Energisch vorgehen" - dazu hatte der Pfarrer, enttäuscht
und insbesondere von seinem Erzbischof allein gelassen, nicht
mehr die Kraft. Obwohl auf seinen Hilferuf vom 12. Februar
1943 an seinen Erzbischof keine Antwort gekommen war -
jedenfalls findet sich in Akten kein Beleg -, schrieb er am


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0425