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Vergessene Heiligtümer in der Herrschaft Staufenberg 439
gefertigt werde/' „In der Wallfahrtskapelle
Obernesselried sind 2 Jahrzeiten
alljährlich zu lesen, auch werden
dort öfter Hl. Messen unter dem
Jahr gelesen, zweimal geht der zahlreiche
Bittgang von Durbach im Jahr
dahin. Bei dem reichen Fond dieser
Kapelle ist derselben zur Verherrlichung
des Gottesdienstes ein stärkeres
Geläut zu wünschen/' Dem
Wunsch für eine neue Glocke entsprach
die Großh. Regierung des
Mittel-Rheinkreises mit der Genehmigung
vom 26.8.1856. Den Auftrag
erhielten die Gebrüder Koch in Freiburg
für eine Glocke von 230 Pfund
zum Preis von 293 Gulden. Während
diese Glocke im Jahre 1942
wohl zum „Dienst für das Vaterland
" eingeschmolzen wurde, tut
eine im Jahre 1867 von den Gebrüdern Sohr in Freiburg gegossene
Glocke mit dem Namen „Maria Himmelskönigin"
auch heute noch ihren Dienst in der Kirche.
Das älteste Glöcklein mit dem Namen „St. Georg" wurde
von Zacharias Rohr im Jahre 1713 in Straßburg gegossen. Im
ersten Weltkrieg sollte das Glöcklein zusammen mit weiteren
Glocken von Nesselried als Kanonenfutter dienen. Beim Abtransport
machten die Fuhrleute noch Rast im nahen Gasthaus
„zum Engel". Diese Gelegenheit nutzte der um das Glöcklein
besorgte Nesselrieder Michael Leible und nahm es zur Verwahrung
auf seinen Hof. 1923 gab er das Glöcklein seiner Tochter
Emma sozusagen als kleines Hochzeits-Geschenk ins Illental
mit. Dort fand es wiederum in einem Glockentürme eine neue
Heimat und wurde täglich um 12 Uhr und 20 Uhr geläutet.
1989 verstummte das Geläut, weil das alte Auszughaus neuen
Gebäuden Platz machen musste. Seit 2003 ruft das Glöcklein
mit elektrischem Antrieb wieder unter dem Dachfirst von Stefan
und Sabine Doli im Illental zum Gebet.
Ehemaliges Anwesen
Kiefer, Nesselried-
Illental, mit Glockentürmchen
Literaturnachweise
1. Staatsarchiv Freiburg
2. Emil Biellmann, in „Die Wallfahrtskapelle Nesselried" 1957
3. Gemeindearchiv Durbach
4. Pfarrarchiv „St. Heinrich", Durbach
5. OT 2003 und Angaben Familie Doli
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