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Heinz G. Huber
wehr ernannt. In allen Amtsbezirken proklamierten und förderten
die Amtsvorsteher die Bildung von Jugendwehren. Bis
zum 20. Oktober 1914 hatten sich in Baden 18 000 Jugendliche
und 1300 Führer gemeldet. Es wurde an Schulbehörden, Handwerker
und Gewerbetreibende appelliert, den Eintritt von
Schülern, Lehrlingen und Arbeitern in die Jugendwehr zu unterstützen
.5 Bis Mitte Dezember hatten sich über 30000 Jugendliche
in 370 Jugendkompanien angeschlossen, die von
2016 „Führern und Leitern" instruiert wurden.6
Am 1. Dezember 1914 nahm Großherzog Friedrich II. zusammen
mit drei Ministern und dem Karlsruher Oberbürgermeister
Siegrist eine öffentliche Truppenparade der Karlsruher
Jugendwehren ab. Damit wertete er demonstrativ die Jugendwehren
auf:
„Trotz des trüben Wetters hatte sich draußen auf dem großen
Exerzierplatz eine zahlreiche Menschenmenge eingefunden, um
die Parade sich anzusehen, die der Großherzog von der badischen
Jugendwehr im Amtsbezirk Karlsruhe abnahm. (...) In langen
Reihen hatten die Mitglieder der Jugendwehr Aufstellung genommen
, alle geschmückt mit dem Abzeichen der Wehr, dem gelbroten
Bande am linken Arm und zum größten Teil mit der grauen Feldmütze
. Jeder einzelne Trupp hatte seinen Führer zur Seite, der an
der schwarz-weiß-roten Binde kenntlich war. Gegen V2 4 Uhr traf
Prinz Max von Baden ein. Bald darauf erschien auch der Großherzog
in Begleitung seines Adjutanten, General Dürr. Nach kurzer
Begrüßung erstattete der Hauptmann der Landwehr Dinkel dem
Landesherren die Meldung, dass 1296 Mann der badischen Jugendwehr
aus dem Bezirk Karlsruhe zur Parade angetreten seien."7
Der Großherzog beschwor in seiner Ansprache den vaterländischen
Geist und appellierte an die Jugendlichen, „die Zeit gut
auszunützen, bis der Kaiser Euch zu den Waffen ruft. (...) Stählt
eure Kraft, schärft Eure Augen, schärft Euren Mut, daß Ihr Euch
würdig Eurer Väter und Brüder erweist." Damit wird ausgesprochen
, was das Ziel der Jugendwehr war: Sie diente der paramilitärischen
Ausbildung, sollte körperlich und mental auf den
Militärdienst und den Kriegseinsatz vorbereiten und „vaterländische
Empfindungen" erwecken.
Jugendwehren im Amtsbezirk Oberkirch
Am 10. Oktober 1914 zogen Jugendliche aus Peterstal, Oppenau
und Lautenbach vom Oberkircher Bahnhof zur Volks- und Realschule
, wo schon die Alterskameraden aus Oberkirch warte-
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