http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2016/0455
Abb. 1: Mitglieder der
Jugendwehr Nußbach
mit ihrem Ausbilder
Karl Josef Gerdes
(1915)
orientierten.11 Bis zum 27. November schlössen sich in Ulm 26
Jugendliche und junge Männer im Alter von 16 bis 19 Jahren
der Jugendwehr an. Für die Mitglieder wurden auf Gemeindekosten
Armbinden, Mützen und Liederbücher12 angeschafft:
Das Erlernen und Singen nationalistischer Lieder war ein wichtiger
Bestandteil der militärischen Erziehung.
Über die örtliche Jugendwehr in Nußbach sind keine Kommunalakten
mehr vorhanden, wohl aber eine Fotografie
(Abb. 1). Dieses Bild aus dem Jahr 1915 ist mehr als ein bloßes
Dokument der Erinnerung, der sorgfältig komponierte Aufbau
verrät die Absicht zur Selbstinszenierung. Eine Gruppe von
acht jungen Männern, an ihren Mützen und Armbinden als
Angehörige der Jugendwehr erkennbar, hat sich um eine Feuerstelle
versammelt, wo ein Essen - häufig handelte es sich um
Erbswurstsuppe13 - feldmäßig zubereitet wird. Ihre Zuschauer
sind kleinere und größere Schulbuben, die sichtbar fasziniert
sind vom Gehabe der Älteren - so sehr, dass sich einer von
ihnen schon im Strammstehen übt. Sie verkörpern die nächste
Generation der Jugendwehr, wenn die Älteren Soldat geworden
sind. Die Jugendwehrmitglieder genießen sichtbar die Teilhabe
am Glanz des Soldatischen. Sie posieren sich lässig in verschiedenen
Körperhaltungen, ihre Mienen verraten Stolz und Selbst-
bewusstsein. Zwei von ihnen stellen pubertär ihre Männlichkeit
zur Schau, indem sie Zigaretten rauchen.14 Im Vordergrund
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