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Jugendwehren im Renchtal während des 1. Weltkriegs 457
wobei der Nußbacher Führer Karl Josef Gerdes eine fotografische
Aufnahme der Abteilungen anfertigte (Abb. 3). Über die
Kornebene erreichte die junge Truppe schließlich Gengenbach,
wo sie sich selbstbewusst präsentierte: „Beim Passieren der Stadt
zeichnete sich die Jungmannschaft durch stramme Haltung und
schneidigen Gesang aus, Übermüdung ließ sich keiner anmerken/'
Von einem ähnlichen Marsch mit Besteigung des 1909 errichteten
Geigerskopfturmes gibt es eine weitere Aufnahme
(Abb. 4). Das Bedürfnis nach Natur, Gemeinschaft und einfachem
Leben, das die Jugendbewegung prägte, wurde genutzt,
um die Attraktivität der Jugendwehr zu erhöhen.
Am 16. Mai 1915 übten die Jugendwehren Oberkirch, Nußbach
und Ulm gemeinsam mit den Jugendwehren aus Achern,
Sasbach und Kappelrodeck. Der Kutzenstein, eine Felsformation
bei Ulm, sollte von der Jugendwehr Achern befestigt und
von den Renchtälern gestürmt werden.22 Wachtmeister Hollerbach
gab an den Steuereinnehmer Dörflinger, der die Ulmer
Angreifer anführte, genaue Anweisungen: Sie verraten, dass
auch Erwachsene sich am Kriegsspiel der Jugendlichen lustvoll
beteiligten:
„Wenn Sie von Ulm abmarschieren, kommen Sie dem Gegner in
den Rücken und das halte ich für gut Unser Gegner ist sehr stark
und wird noch Truppenteile durch Flaggen markieren. Rote Flaggen
bedeutet je eine Kompanie Infanterie, schwarze Artillerie,
weiße Kavallerie. Maschinengewehre werden markiert durch
Schlagen mit zwei Steinen aufeinander."23
Abb. 3: Die Ober-
kircher und
Nußbacher Jugendwehrkompanie
beim
Moosturm
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