Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
96. Jahresband.2016
Seite: 480
(PDF, 85 MB)
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Neue Literatur

Architektur werden die Bildhauerkunst, die
Goldschmiedetechnik, Siegelschneidekunst,
Glasfenster- und Buchmalerei der Zeit vorgestellt
. Wichtig für die Periode und einen neuen
Kunststil ist eine Rückbesinnung auf die Antike
, die verschiedene Bereiche der Kunst und
Philosophie erfasste. Diese Bewegung wurde
von der kunsthistorischen Forschung sogar als
„Renaissance des 12. Jahrhunderts" bezeichnet
. In der Plastik schlug sie sich u.a. in der
naturalistischen Ausbildung der Gesichter und
Frisuren sowie in einem antikisierenden Faltenwurf
nieder. Aus dem Inneren Frankreichs
kamen Handwerker und Künstler - unter
ihnen ein Meisterbildhauer - an den Oberrhein
nach Straßburg. Sie konnten sich erstmals
am südlichen Querhausarm des Münsters
verwirklichen, wo sie innen und außen großartige
Skulpturen hinterließen. So stehen der
Engelspfeiler, die Skulpturen der Kirche und
der Synagoge sowie das Doppelportal mit den
Darstellungen der Entschlafung und der Krönung
Mariens im Mittelpunkt. Ihnen werden
weitere Skulpturen aus dem Straßburger Münster
und von diversen Kathedralen Frankreichs
zur Seite gestellt. Farbige Bauphasenpläne zeigen
verschiedene Bauetappen des Querhauses
und des Chorbereiches des Münsters. Ein Blick
wird auch auf die zweitwichtigste Kirche Straß-
burgs - St. Thomas - geworfen.

Das Ganze wird nicht nur in die Entwicklung
der gotischen Kunst, sondern auch in die
damals aufstrebende Wirtschaft und die Bauentwicklung
der Stadt Straßburg eingebettet.

Heiko Wagner

Malefizprotokoll des Amts Bühl 1628-1629.
Übertragen und erläutert von Suso Gärtner.
Herausgeber Stadt Bühl, Bühl/Baden 2015,
241 Seiten, 5 Farbbilder, 10 Schwarz-Weiß-
Abbildungen. 15 Euro (Bürgeramt Bühl, Rathaus
II).

Suso Gärtner beleuchtet mit der Übertragung
dieses „Malefitz Prothocol[s]" (S. 5) ein dunkles
Kapitel der badischen Geschichte unter
dem katholischen Markgrafen Wilhelm von
Baden (1594-1677), dessen Bildnis (S. 2) dem
Vorwort (S. 4-5) und den geschichtlichen

Hintergründen (S. 6-9) vorangestellt ist. Beauftragt
mit der „Ausrottung der vermeintlichen
Hexen und Hexenmeister" (S. 6) ist der
Rechtsgelehrte und markgräflich verordnete
Kommissar in Kriminalsachen Dr. Matern
Eschbach, der auch für die Hexenverfolgung
in Baden-Baden und Steinbach verantwortlich
zeichnet.1 Die Protokolle (S. 10-230) werden
vom Dienstag, dem 3. Oktober 1628 bis Freitag
, dem 12. Oktober 1629 in der Bühler Exa-
minationstube (beim Schießhaus, später vermutlich
Wirtshaus Schützen) angefertigt und
geben Kenntnis von den Verhören und Folterungen
von 70 Personen, darunter von 23
Männern. Die Befragungen weisen weitgehend
eine „gleichartige Struktur" (S. 8) auf
und enden nach z.T. mehrtägiger Tortur mit
den angeblichen Geständnissen der malträtierten
armen Opfer. Die Gepeinigten müssen
berichten, vom wem sie angeblich zur Hexerei
verführt worden sind, wo die Hexentänze
stattfinden, welche Menschen und welches
Vieh sie geschädigt und ob sie das Laster der
Hexerei gebeichtet und danach kommuniziert
haben. Dann erfolgt die „Besiebnung" (zum
Zahlwort sieben), da den Opfern ihre erpress-
ten Bekenntnisse in Anwesenheit von sieben
Zeugen nochmals vorgelesen werden und sie
danach „expetiert" werden können. In Gruppen
werden sie zum Brandplatz gebracht. In
Bühl wird der Hägenich als Ort für die ersten
vier verbrannten Hexen erwähnt. Den transkribierten
Protokollen folgen ein Glossar mit
der Erklärung kaum bekannter Begriffe
(S. 231), ein Namensverzeichnis der verhörten
und gefolterten Personen (S. 232-233), eine
Liste der Besiebnungen (S. 234) und Verzeichnisse
der Berufe, Ämter und Funktionen (S.
235-237), der Orte und Örtlichkeiten (S. 238-
241) und der Archivalien und Literatur
(S. 242). Hier wird eine Fülle von ehemaligen
und z. T. auch noch heute geläufigen Namen
angeführt, so z. B. der des Kannen- oder Kantenwirts
Kentner (S. 39), von dem eine Grabinschrift
(Epitaph) auf dem Bühler Friedhof
vorhanden ist. Als zeitgeschichtliches Doku-

1 http: //www. nightbringer. se/witch_hunters. html
(21.12.2015).


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