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Neue Literatur
ment enthalten die Protokolle viele Aussagen,
die auf dem Hintergrund anderer Dokumente
einen - wenn auch bedingten - Einblick in die
Zeit des 30-jährigen Krieges geben. So ist z.B.
immer wieder vom „Tummel" (S. 218) die
Rede, der Einnahme von Bühl im Juli 1622
durch kroatische Hilfstruppen. Ewald Hall
Ganther, August: Geschichten und Gedichte
aus dem Renchtal und der näheren Umgebung
. Textauswahl und Herausgabe: Willi
Bächle, Karl Ebert, Fritz Heermann. Oberkirch
2015, 174 S., viele Abb. (für 12 Euro erhältlich
im Heimat- und Grimmelshausen-Museum
sowie in den Oberkircher Buchhandlungen).
Ziel der Herausgeber war es, den gebürtigen
Oberkircher August Ganther nicht nur als den
Verfasser von humorvollen Kurzgeschichten,
sondern auch als lebensnahen Schilderer seines
heimatlichen Schwarzwaldes zu zeigen.
Diese Vielseitigkeit des Schriftstellers ist
schließlich nicht mehr allgemein bekannt. In
der mithilfe der Regionalstiftung der Sparkasse
Offenburg/Ortenau finanzierten Edition werden
nun viele Texte Ganthers (1862-1938)
wieder zugänglich gemacht. Die meisten ver-
fasste Ganther zwischen 1890 und 1930 und
er stellte darin die Sorgen, aber auch den knit-
zen Humor der Menschen seiner Umgebung
dar. Seine Gedichte sind weitgehend in niederalemannischer
Mundart verfasst, seine Prosa
dagegen schrieb er überwiegend in Hochdeutsch
. „Wer beides beherrscht, wird den
Wechsel genießen", meint Karl Ebert (dem der
Rezensent ein freundliches Gedenken widmet,
denn Ebert ist im März 2016 verstorben) im
Nachwort. Ausdrucksvolles Bildmaterial aus
den Archiven lässt das Buch auch optisch zum
reizvollen Genuss werden. Martin Ruch
Klausmann, Hubert: Schwäbisch: Schwätz
g'scheit, schwätz Schwäbisch. Eine süddeutsche
Sprachlandschaft. Konrad Theiss Verlag.
Darmstadt 2014.192 Seiten mit 20 s/w-Abbil-
dungen und 25 Karten.
Das mit viel Detailwissen gefüllte, aber äußerst
kurzweilig und verständlich geschriebene
Sachbuch gibt einen ausgezeichneten
Überblick über den schwäbischen Gesamtraum
(S. 96-141) mit den vier Großräumen
des West-, Zentral-, Ost- und Südschwäbischen
(Karte 22). Genau unter die Lupe genommen
werden aber auch die Außengrenzen
des Schwäbischen zum Alemannischen
im Süden und Westen, zum Fränkischen im
Norden und zum Bairischen im Osten mit
den jeweiligen Übergangsgebieten (S. 45-95).
Originell auch die Einleitung (S. 12-44): Diese
setzt sich aus zehn Fragen zusammen, die
dem Autor immer wieder bei Vorträgen vom
Publikum gestellt wurden und die er nun umfassend
beantwortet. So z.B. die achte Frage:
Welche Zukunft hat der Dialekt? Die beiden
Kapitel C und D widmen sich dem schwäbischen
Wortschatz (S. 142-164) und dem
Schwäbischen als Gegenstand der Sprachwissenschaft
(S. 165-184).
Interessant für die Ortenau ist vor allem
das Kapitel über die Grenze zum Alemannischen
im Raum Freudenstadt-Kniebis (S. 48-
55), wo zum einen von einer alten „Dialektwand
" (S. 53) zwischen dem Westschwäbischen
und dem Oberrhein-Alemannischen die
Rede ist, zum anderen aber auch von einer
neueren „Schwäbisierung", die aus den Quellen
„schwäbische Arbeitsstätte Freudenstadt"
und dem „höheren Prestige des Schwäbischen
" gespeist wird.
Hubert Klausmann gelingt mit dieser Einführung
in die schwäbische Mundart der nicht
immer einfache Spagat zwischen trockenem
wissenschaftlichen Faktenwissen einerseits
und den meist willkürlich zusammengestellten
Ortswörterbüchern andererseits - lesenswert
also auch für Nicht Schwaben. Ewald Hall
Woltersdorff, Stefan: Mußestunden in Straßburg
und Umgebung. Von Kirchen, Störchen
und Europa. Meßkirch 2015, 190 S., viele
Farbabb.
Stefan Woltersdorff ist längst bekannt als
kompetenter und eloquenter Vermittler von
Kultur und Literatur rechts und links des
Oberrheins. Spätestens mit seinem „Straßburg
für Leser" hat er, der bis 2013 als promovierter
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