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Neue Literatur
Literaturwissenschaftler die grenzüberschreitende
Volkshochschule in Wissembourg geleitet
hat, seine Leser gefunden. Nun legt er ein
weiteres überaus reizvolles Kompendium vor,
das sich den eher „kleinen", sehr persönlich
ausgesuchten Flecken der Stadt und ihrer näheren
und weiteren Umgebung widmet. Es
sind Pretiosen unter den 66 Lieblingsplätzen
und 11 Persönlichkeiten, die er vorstellt. Etwa
der Botanische Garten: „der vielleicht schönste
Park Straßburgs, und doch verirren sich nur
wenige Touristen hierher. Von mir aus kann
es so bleiben ..." Längst entspricht die Europastadt
nicht mehr dem folkloristischen Bild
zahlreicher Reiseführer. „Straßburg ist viel facettenreicher
, widersprüchlicher, manchmal
auch widerborstiger", so Woltersdorff. Und in
dieses Straßburg lädt er mit seinem reichbebilderten
und sehr gut geschriebenen Buch ein.
Man wird keinen anderen Führer durch die
Oberrheinmetropole mehr empfehlen wollen.
Martin Ruch
Woltersdorff, Stefan: Johannes Beinert (1877-
1916) - Ein Leben am Oberrhein. Eine biografische
Erzählung. Meßkirch: Gmeiner-Verlag
2016, 224 S., Abb.
Vor hundert Jahren fiel in der grauenvollen
Schlacht an der Somme auch der aus Eckartsweier
gebürtige Professor Dr. Johannes Beinert
. Der Mitbegründer des Historischen Vereins
für Mittelbaden und verdienstvolle Wissenschaftler
ist besonders bekannt geworden
durch seine Forschungen und Entdeckungen
zu Johann Michael Moscherosch und dessen
ebenfalls schriftstellerisch tätigen Bruder Quirin
. Beinerts Werk zur Geschichte des Hanauerlandes
und von Kehl hat außerdem auf Jahrzehnte
hinaus als Grundlage der lokalen Geschichtsschreibung
gedient und ist bis heute
wichtig geblieben. Stefan Woltersdorff hat im
Auftrag der Gemeinde Eckartsweier und gefördert
durch die Verwandten Beinerts eine spannende
Monografie über den Weg des einfachen
Bauernsohnes zum erfolgreichen Autor
und angesehenen Wissenschaftler geschrieben
. Entstanden ist eine biografische Erzählung
von großer Qualität und Relevanz. Denn
Beinert war als Deutsch- und Französischlehrer
ein kenntnisreicher Förderer der Verständigung
der zwei Länder, die er beide liebte.
Umso tragischer daher sein Tod auf dem
deutsch-französischen Schlachtfeld.
Woltersdorff hat kongenial und akribisch
alle Lebensspuren des Johannes Beinert erforscht
und gesammelt, angefangen von den
ersten literarischen Versuchen über die Studienzeit
zur Berufung auf den Posten des Rektors
am Lahrer Lehrerbildungsseminar. Er stellt
dieses Leben in die geistigen und politischen
Auseinandersetzungen der Zeit, sodass ein Gesamtbild
von hoher Dichte und Aussagekraft
entstanden ist. Martin Ruch
Fluck, Hans-R.: Frühe Fotografie in der
Ortenau (1839-1930). „Für ähnliche und sehr
deutliche Bilder wird garantirt." Ubstadt-Wei-
her 2016, 104 S., reiches Bildmaterial.
Louis Daguerre (1787-1851), von Beruf Dekorationsmaler
in Paris, beschäftigte sich schon
ab 1824 mit der Fixierung eines Bildes der
Camera Obscura mit lichtempfindlichen Stoffen
. 1837 entstand schließlich die älteste erhaltene
Daguerreotypie. Daguerre hielt seine
Methode aber erst 1839 für praxisreif, am
7. Januar 1839 stellte er seine Erfindung in der
französischen Akademie der Wissenschaften
vor, und gab sie am 19. August 1839 offiziell
bekannt. Schon wenige Tage nach seiner Vorstellung
berichtete das Lahrer Wochenblatt
(2. Februar 1839): „Es ist ihm gelungen, das
getreue Bild, welches die Camera obscura von
den äußeren Gegenständen auf ein Papier hinwirft
mit den verschiedenen Licht- und Schattenstufen
, so aufs Papier zu fixieren, dass auf
demselben ein genaues Abbild zurückbleibt."
Das Fundament für das Massenmedium Fotografie
war gelegt und in der Folge erfuhr es
einen beispiellosen Boom, der (nun auch in
digitaler Form) bis heute anhält. Beinahe in
jeder Gemeinde Mittelbadens tauchten seit
jener Erfindung Anzeigen auf, die etwa
„Daguerreotyp-Porträts" anboten. Wanderfotografen
verbreiteten in der Frühzeit die neue
Technik, und warben etwa im Februar 1849
im Offenburger Wochenblatt (als die Badische
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