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Ganz nah dran -
das Schutterner Mosaik unter Beobachtung
Regine Dendler
Einen der bedeutendsten Kunstschätze der Ortenau birgt die
ehemalige Klosterkirche in Schuttern: das mittelalterliche Mosaik
mit der Darstellung der biblischen Geschichte von Kain
und Abel. Im März 2013 hatte die Verfasserin die Ehre, es restauratorisch
begutachten und reinigen zu dürfen.1
Diese Maßnahme und die dabei gemachten technologischen
Beobachtungen am Mosaik sind Gegenstand dieses Beitrags
. Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte kommen
ebenfalls zu Wort, werden aber nicht im Detail ausgeführt, da
sie bereits von berufener Seite behandelt wurden und werden.2
Auffindung - Darstellung - Erhaltung
In den Jahren 1971-1976 fanden unter der Leitung des Architekten
Karl List umfangreiche Grabungen in der Kirche statt,
während derer das Mosaik entdeckt wurde. Man fand es nicht
mehr vollständig vor; zwischen zwei noch recht gut erhaltenen
, annähernd halbrunden Teilen klaffte ein großes Loch.
List rekonstruierte das Mosaik als ehemals kreisrunde Fassung
eines Reliquiengrabes, welches ursprünglich darunter gelegen
sei. Er vermutete, dass das Mosaik bei dem Versuch, die Reliquien
zu rauben, teilweise zerstört worden sei.3 In der Verfül-
lung des „Raubschachtes" fanden sich zahlreiche Mosaikbruchstücke
, die soweit als möglich wieder zusammengesetzt
und an die noch vorhandenen Teile angepasst wurden.
Die Grundkomposition des Kunstwerkes ist auch heute
noch gut ablesbar. Das Mosaikmedaillon ist bzw. war kreisrund
, besitzt einen Durchmesser von ca. 3,40 m und gliedert
sich in mehrere konzentrische Zonen: ein außen umlaufendes
Schriftband, auf das eine breite Mittelzone mit der figürlichen
Darstellung folgt, und ein weiteres Schriftband, das diese Bildzone
vom zentralen Mittelfeld trennt (Abb. 1 und 2).
Durch die weitgehende Zerstörung des Mittelfeldes zerfällt
die Bildzone heute in zwei nicht mehr zusammenhängende
Teile. Der nördliche zeigt die Opferszene: Eine stehende Figur,
der aber die Beine fehlen, hält mit der linken Hand eine Garbe
hoch; demnach handelt es sich um Kain, den Ackerbauern.
Eine darüber stehende weitere Gestalt ist bis zur Hüfte gut er-
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