http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0022
Ganz nah dran - das Schutterner Mosaik unter Beobachtung
Beim Zusammensetzen der Fragmente hat List offenbar sehr
sorgfältig gearbeitet. Vergleicht man seine Fotos der aus der
Verfüllung geborgenen Bruchstücke mit der heutigen Situation
vor Ort, stellt man fest, dass er sie praktisch im selben Zustand
wieder verlegt hat, in dem er sie aufgefunden hat, abgesehen
von der Befestigung lockerer Steinchen. Ergänzungen - Einzel-
steinchen hätten in großer Zahl zur Verfügung gestanden -
haben nur in wenigen Ausnahmefällen stattgefunden, und soweit
feststellbar sind die betreffenden Stellen nie maßgebend
für eine Anpassung des betreffenden Fragments an ein anderes.
Lists Rekonstruktion des Mittelfeldes, des inneren Schriftbandes
sowie die drei „schwimmenden" Teile im Westen des
Mosaiks sorgen nach wie vor für Diskussionen.
Einzelne Kompartimente sind zwar schlüssig zusammengesetzt
, aber ihre Anpassung untereinander und an die in situ
liegenden Teile ist strittig. Die Ansatzflächen sind offenbar
nicht gut genug erhalten, um eine eindeutige Festlegung zu
treffen. Besonders für die Lesart des inneren Schriftbandes,
dessen Bruchstücke sämtlich aus der Verfüllung geborgen wurden
, und die Rekonstruktion seiner fehlenden Teile hat dies
weitreichende Konsequenzen. Die Worte „LOCVS V[0]CI
N[OST]RE" beispielsweise, von List auf Höhe des Abel in der
Opferszene platziert (Siehe Abb. 1), werden von Neumüllers-
Klauser12 weiter westlich auf Höhe des Kain verortet. Auch von
List existiert eine Rekonstruktionszeichnung, auf der die
Schriftfragmente anders verteilt sind als heute.
Bei der Restaurierung und teilweisen Neuverlegung des Mosaiks
sind offensichtlich einige Bereiche von der Oberfläche her
mit einem hellgrauen, sehr feinen Material ausgefugt worden,
wobei man auch lockere Steinchen befestigt hat. Darauf deutet
z.B. ein Foto aus der Grabungsdokumentation hin, das gelockerte
Steinchen am Rand des Mosaiks zeigt. Heute sitzen aber
sämtliche Steinchen fest an ihrem Platz.
Die besonders hartnäckigen Bestandteile des Schmutzschleiers
können sehr wohl von einer solchen Maßnahme
stammen. Eine Ausfugungsmasse wird gewöhnlich flächig
aufgetragen und der Überschuss entfernt. Von glatten Oberflächen
ist die Masse relativ leicht zu entfernen, in rauen setzt sie
sich aber fest, und genau das ist hier offenbar passiert: Die
Buntsandsteinwürfelchen mit ihrer bruchrauen Oberfläche
waren stärker verschmutzt als die glatten Steinchen.
Im „Weiß" des Mosaiks ist ein Farbunterschied festzustellen:
Die hellen Steinchen des inneren Bereiches erscheinen heute
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