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Ganz nah dran - das Schutterner Mosaik unter Beobachtung
weihe des romanischen Kirchenbaus im Jahr 1155; der romanische
Bau ist nach dem Mosaik entstanden.15
Karl List stufte es als ottonisch ein, d. h. er vertrat eine Datierung
ins 10. bis frühe 11. Jahrhundert, und machte sogar
einen Künstler namhaft: Bischof Bernward von Hildesheim.
Als Basis dienten ihm stilistische Gesichtspunkte und eine Urkunde
Kaiser Heinrichs II. aus dem Jahr 1016, in dem dieser
eine Hufe in Friesenheim an das Kloster Schuttern schenkte.
Aus dieser Urkunde erschloss er einen Aufenthalt des Kaisers in
Schuttern als Anlass für den Einbau des Mosaiks.16
Neuere Forschungen, insbesondere von Dr. Claudia Bodinek
(Dresden) und Prof. Dr. Marita Blattmann (Köln) deuten jedoch
in eine andere Richtung:
Bodinek17 plädiert nach Stilvergleichen für eine Entstehung
im 2. Viertel des 12. Jahrhunderts. Sie beschränkt sich dabei
nicht auf die mittelalterlichen Mosaiken, von denen besonders
diejenigen von St. Gereon in Köln (datiert 1151-1156) eine Rolle
spielen, sondern zieht Querverbindungen zu anderen Kunstgattungen
wie Buchmalerei, Wandmalerei und Schriftkunst sowie
zu Einzelheiten der Darstellung und zur Ikonographie.
Blattmann18 sieht die Kombination von Bildprogramm und
Innenumschrift des Mosaiks inspiriert von Schriften des Theologen
Rupert von Deutz (ca. 1073-1129). Von hier führt die Spur
zum Bamberger Stadtkloster Michelsberg und von dort zu dem
Schutterner Abt Conrad (amtierend 1135-1162) und seinem
namentlich nicht bekannten Vorgänger (1127-1135). Beide, besonders
letzterer, kommen als Auftraggeber für das Mosaik in-
frage. Auf dieser Grundlage spricht Blattmann sich für eine
Entstehung in den späten 1120er bis 1140er Jahren aus.
Bodinek und Blattmann kommen also unabhängig voneinander
und auf verschiedenen Wegen zum selben Ergebnis.
Die Nutzung des Mosaiks ist ebenso strittig wie seine Datierung
. Diskutiert wurden unter anderem ein Reliquiengrab19
oder eine Taufanlage20.
Blattmann stellt diesen Thesen die gut begründete weitere
an die Seite,21 dass das Mosaik einen Laurentius-Altar umrahmt
haben könnte. Interessanterweise ist in Schuttern ein Laurentius
-Altar, in dem Bereich über dem Mosaik gelegen, auch im
späten 12. und im 16. Jahrhundert noch aktenkundig.
In diesem Zusammenhang richtet sich der Blick auf ein bestimmtes
Mosaikbruchstück, das in frei rekonstruierter Lage
im westlichen Randbereich nahe der Opferszene liegt. Das
Fragment fügt sich nicht in die Kreisform ein, da es eine gerade
Kante aufweist, die in seiner jetzigen Lage in Ost-West-Rich-
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