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Alexandra von Berckholtz, eine europäische Malerin aus der Ortenau
Neese war der Diener und später Verwalter
Gabriel Leonhard von Berckholtz',
mit dem er 1825 aus Riga auswanderte
und enger Freund der Familie wurde, auf
deren Gruft in Ortenberg er später auch
begraben wurde.
Bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts
kommt - nicht nur in Frankreich
- sowohl im Unterricht im Privatatelier
eines Künstlers als auch an der
Akademie der Praxis des Kopierens ein
hoher Stellenwert zu. Dies geschieht
nach grafischen Vorlegeblättern und Gemälden
in einer Galerie vor dem Original
, meist in einer Gruppe von zehn
Schülern, die vorher eine Kopiererlaubnis
einzuholen haben, die ihnen bei ordentlichem
Betragen häufig auch lebenslang
bleibt. Diese wird z.B. entzogen bei eigenmächtigem Abnehmen
des Gemäldes von der Wand, Durchpausen auf dem
Original, Beschädigungen mit dem Zirkel, Belästigungen von
Touristen oder das Mitbringen von Hunden.42
Von Alexandra von Berckholtz ist durch einen Eintrag in die
Listen des Louvre am 11. Mai 1850 ebenfalls eine Kopiertätigkeit
bekannt.43 Das kopierte Gemälde und die Tatsache, ob sie
unter Anleitung eines Lehrers arbeitet, sind nicht überliefert.
Dagegen sind ihrer Zeit in Frankreich eindeutig zwei Aquarelle
zuzuordnen. Diese zeigen die Pforte von Saint-Denis Paris
und ein Mädchen mit Gänseblümchen. Im Falle des ersten -
1989 im Kunsthaus Lempertz in Köln44 versteigert und bereits
1847 entstanden - nimmt Gitta Ho eine Entstehung ad natu-
ram an. Die Richtigkeit dieser Annahme bestätigt ein Kalendereintrag
der Malerin am 20. März 1848 mit „Abreise von Paris
nach Carlsruhe".45 Alexandra von Berckholtz hatte Paris bereits
vor ihrem langjährigen Frankreichaufenthalt ab Oktober 1848
besucht. Der Verbleib des Aquarells konnte nicht geklärt werden
, wohl aber der des zweiten bereits genannten mit einer
jungen Frau in ländlicher Tracht (Abb. 10) in einem Hof, die der
Betrachter gerade dabei ertappt, wie sie die einzelnen Blätter
eines Gänseblümchens abzupft, um orakelhaft herauszufinden
, ob sie der Angebete liebt oder nicht. Das in Privatbesitz
befindliche Blatt ist links unten monogrammiert und auf 1848
datiert. Die Genreszene könnte während eines Ausflugs in die
Umgegend von Paris entstanden sein, wo die deutschen Maler
in der Schule von Barbizon im Wald von Fontainebleau ab
Abb. 9: Alexandra von
Berckholtz, Johann
Heinrich Neese,
Öl auf Leinwand,
60,5x48,5 cm, 1856,
Museum im Ritterhaus
Offenburg
Inv.-Nr. 362.
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