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Alexandra von Berckholtz, eine europäische Malerin aus der Ortenau
Canon entstanden sein könnte. Sicher ist, dass sich beide gekannt
haben, denn Hans Canon malte 1863 ein Porträt von
Alexandras Vater in einem Brustbild im Viertelprofil, auf dem
durch den starken Hell-Dunkel-Kontrast seine Gesichtszüge
und der mächtige weiße Bart betont hervortreten und an malerische
Modi Rembrandts erinnern.
Am 29. Oktober 1863 zieht Alexandra von Berckholtz nach
München um, wo sie bis zu ihrem Tod in der Gabelsberger
Straße 85 im zweiten Stock wohnt.59 Das Haus gehört ihrer
Schwester Sophie von Moltke, die bereits seit dem 5. Oktober
1855 in München lebt, und die ab dem 28. Dezember 1869 die
Wohnung im ersten Stock des gleichen Hauses bezieht.60
An der Akademie der bildenden Künste in München zu studieren
ist Alexandra von Berckholtz nicht möglich, denn ab
1852 werden Frauen dort nicht mehr zum Studium zugelassen.
Erst ab dem Wintersemester 1920/21 ist es Kunststudentinnen
wieder erlaubt, sich einzuschreiben.
Alexandra von Berckholtz hat in München Kontakt zur der
sogenannten Piloty-Schule.61 Carl Theodor von Piloty (1826-
1886) zählt zu den bedeutendsten Vertretern der Historienmalerei
und ist von 1856 bis 1886 Professor an der Münchner
Akademie. Er malt großformatige und monumentale Szenen in
raumgreifenden Aktionen, in empirisch genauer Darstellung
der Gewänder und Requisitien, in der Regel in großer Tragik
und in dunkel gehaltenem Kolorit.62 Es inspiriert ihn hinsichtlich
der realistischen Geschichtsmalerei die französische Auffassung
während seiner mehrfachen Aufenthalte in Paris ab
1851.
Vor allem mit einem Vertreter der Piloty-Schule arbeitet
Alexandra von Berckholtz eng zusammen, mit dem ungarischen
Maler Alexander von Liezen-Mayer (1839-1898),63 der bis
1855 an der Akademie in Wien studiert und seine Studien 1856
in München fortsetzt, wo er ab 1862 die Klasse von Carl Theodor
von Piloty besucht, den er zeitlebens als künstlerisches
Vorbild verehrt, und der ihm auch Aufträge vermittelt, wie z.B.
als Theatermaler an dem 1865 gegründeten Actien-Volksthea-
ter München - dem jetzigen Gärtnerplatztheater -, für das er
des Weiteren 1867 den Vorhang mit der Allegorie Die Poesie, von
den Musen umgeben erschafft, der heute als verschollen gilt. Von
1870 bis 1872 arbeitet Liezen-Mayer wieder in Wien, wo er
unter anderem für Kaiser Franz Joseph I. (1830-1916) mehrere
Porträtaufträge erledigt. Nach drei Jahren als Direktor der
Kunstschule Stuttgart wird er 1883 als Professor für Historienmalerei
an die Akademie München berufen.64 Heute bekannt
sind hauptsächlich seine Szenenbilder nach literarischen Vor-
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