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^2 Natalie Gutgesell
lagen, wie zu Goethes Faust oder Schillers Lied von der Glocke,
die zu einer Verbreitung der literarischen Klassiker bei einem
großen Publikum beitragen.
Zusammen mit Liezen-Mayer entstandene Werke der Alexandra
von Berckholtz konnten nicht ermittelt werden, wohl
aber einiges, das auf einen weiteren und bedeutenden Münchner
Maler und Piloty-Schüler verweist: Franz von Lenbach
(1836-1904). Lenbach studiert ab Beginn des Jahres 1854 an
der Akademie der bildenden Künste in München und ab 1857
bei Piloty. Im Gegensatz zu Liezen-Mayer distanziert sich Lenbach
stilistisch von der realistischen Ateliermalerei seines Lehrers
und bevorzugt in seinem Frühwerk das Malen von Landschafts
- und Genreszenen in freier Natur, die Darstellung des
einfachen Menschen jenseits der Heroisierung und den besonderen
Einsatz des Lichts im Bild. Trotz ihrer differenten Kunstauffassung
verbindet beide Maler zeitlebens eine gegenseitige
persönliche Wertschätzung.65
Aus Alexandras Münchner Zeit ist ein Skizzenbuch von
1866 erhalten, das motivisch und stilistisch von ihren übrigen
Bleistiftzeichnungen differiert, und dessen Einträge von
Lenbachs landschaftlicher Auffassung inspiriert worden bzw.
zusammen mit dem Maler entstanden sein könnten. Mit weichem
Bleistift und teilweise mit schwarzer Kreide versetzt
zeichnet Alexandra von Berckholtz in breiten und flüchtig
anmutenden Strichen - plein air und mit Tendenz zur Abstraktion
- landschaftliche Details, wie Bäume, Gräser und
Felsen, sowie Ansichten von Gebirgen, Gewässern (Abb. 12)
und Ebenen. Derartige Landschaften finden sich in Alexandras
zeichnerischem Werk an anderer Stelle nicht, wie auch
kein Landschaftsbild in ÖL Ihre frühen Skizzenbücher beinhalten
nahezu ausschließlich Porträts und gelegentliche Architekturen
, die sie detailgenau und mit spitzem Bleistift an
den Orten aufnahm, an denen sie lebte, oder die sie bereiste.
Diese, meist beschrifteten und datierten, Einträge sind im
Sinne eines Tagebuches dokumentarische Bestandsaufnahmen
und keine abstrakten Experimente, wie z.B. eine 1875
aufgenommene Totale mit Blick auf das Wasserschloss Chil-
lon im Genfer See (Abb. 13).
Die unbeschrifteten Zeichnungen in Alexandras Skizzenbuch
könnten eventuell am Chiemsee oder im Dachauer Moos
entstanden sein. An diesen Orten entstehen ab den 1830er
Jahren Künstlerkolonien. Die Landschaft um Dachau entdeckt
Johann Georg von Dillis (1759-1841) für die Freilichtmalerei,
in der ihm zahlreiche Künstler inspiriert durch die Schule von
Barbizon nacheifern, wie z.B. Carl Spitzweg (1808-1885) oder
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