http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0055
Natalie Gutgesell
Durch den späteren Malerfürsten Franz von Lenbach lernt
Alexandra von Berckholtz nicht nur die Landschaftsmalerei in
freier Natur kennen, sondern auch zahlreiche Persönlichkeiten
der Münchner Gesellschaft, von denen sie einige porträtiert,
und von denen an dieser Stelle drei vorgestellt werden sollen.
Aufgrund seiner Lehrtätigkeit an der Kunstschule Weimar von
1860 bis 1862 kennt Lenbach den österreichischen Historien-
und Genremaler Arthur von Ramberg (1819-1875),67 der ab
1866 als Professor an der Akademie der bildenden Künste München
lehrt. Alexandra von Berckholtz malt Lili von Ramberg,
die Tochter des Malers aus seiner zweiten Ehe mit Emma von
Schanzenbach, die er 1857 heiratet. Das in Privatbesitz befindliche
Gemälde68 in starkem Hell-Dunkel-Kontrast ist signiert
und auf 1876 datiert und zeigt die wohl Neunzehnjährige im
Dreiviertelprofil nach links und im Ausschnitt des Brustbildes.
Einzige Farbakzente außerhalb der hellen Haut des Gesichts
mit den ausdrucksstarken braunen Augen sind ein blaues Band,
das die braunen Haare hält, und ein gerüschter weißer Kragen.
Lenbachs Anlage der Auflösung der Form im Bereich ihrer Konturen
, die Andeutung deren Verschmelzung mit dem Hintergrund
sowie die Anlehnung an das dunkle Kolorit Rembrandts,
rinden sich ebenfalls in diesem Bildnis der Alexandra von
Berckholtz wieder.
Dem Allgemeinen Künstlerlexikon von 1885 lassen sich Angaben
zu einem 1870 entstandenen Bildnis eines oder einer
„Matth, von Schanzenbach" finden.69 Ramberg war mit einer
Emma von Schanzenbach verheiratet. Lenbach malte um 1860
den bekannten Münchner Arzt Dr. Oscar von Schanzenbach
(1820-1887) und seinen Sohn Ernst (1853-1892).70 Der Verbleib
von Alexandras Gemälde ist heute unbekannt.
Die Suche nach der durch Alexandra von Berckholtz porträtierten
Person gestaltete sich nicht ganz einfach, und auch die
beruflichen und privaten Stationen in der Vita des Mediziners
führten zu keinem eindeutigen Ergebnis, wer die durch Alexandra
dargestellte Person gewesen sein könnte, die nicht Oscar
Schanzenbachs Ehefrau war: Charlotte Freiin von Harff, Guts-
besitzertocher von Dreiborn in Rheinpreußen.71 Präziser fündig
wurde man jedoch an zwei Stellen innerhalb der Biografie
der Malerin. In ihrem Testament findet sich in der Auflistung
der Erben an siebter Stelle eine Alexandra von Schanzenbach
aus München, der Alexandra von Berckholtz 6000 Mark vermachte72
und am 7. Mai 1886 der Todestag einer Mathilde von
Schanzenbach im Kalender der Malerin/3 der uns den Namen
der Porträtierten verrät. War sie eine Tochters Oscars, die Frau
Emsts oder eine Schwester Emmas?
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