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Natalie Gutgesell
zollern-Sigmaringen (1829-1914) und Elisabeth (1843-1916),
die unter dem Pseudonym „Carmen Sylva" literarische Werke
verfasst und einen Künstlerzirkel pflegt, von 1879 bis 1882 nahezu
alle Glasfenster für Schloss Peles in den Karpaten mit
bildlichen Darstellungen aus dem Mittelalter, der Renaissance
sowie der rumänischen Geschichte bei Zettler in Auftrag gegeben
.90 1882 erhebt König Ludwig IL die Manufaktur, die sich
bereits 1851 erfolgreich auf der Industrieausstellung in London
präsentierte und in der Stadt 1865 eine Zweigniederlassung
begründete, in den Rang einer Hofkunstanstalt.91
Das durch Alexandra von Berckholtz gestiftete Fenster bestand
aus drei Bildfeldern. Die Hauptszene zeigte Christus am
Kreuz, unterhalb dessen Johannes der Täufer kniete, dem gegenüber
die drei Marien zusammen mit dem römischen Centu-
rio Longinus standen. Unterhalb der Kreuzigungsszene befanden
sich zwei weitere hochrechteckige Felder, dessen linkes das
Wappen der Familie von Berckholtz mit dem Spruchband
„Constantia et Zelo" (Standhaftigkeit und Fleiß) unterhalb,
und dessen rechtes einen sitzenden Engel aufführte, der ein
weiteres Inschriftenband mit der Aufschrift „Gestiftet von Alexandra
von Berckholtz München 1880" in Händen hielt. Die
St. Petri-Kirche wurde am 29. Juni 1941 durch eine Granate
zerstört; die Fenster zerplatzten in der Hitze des um sich greifenden
Feuers und sind bis heute unwiederbringlich verloren.
Im Dokumentationszentrum der Inspektion für Denkmalschutz
in Riga sind drei Fotografien aus dem Jahr 1932 erhalten.
Franz Xaver Zettler besaß privat auch vier Werke von Alexandra
von Berckholtz. Seine Sammlung umfasste insgesamt
420 grafische Werke und wurde am 5. März 1921 durch das
Antiquariat Emil Hirsch in München versteigert. In der Auktion
wechselten auch vier der Zeichnungen Alexandras den
Besitzer: ein Hüftbild einer jungen Dame (1842), ein Bildnis in
Halbfigur von Mathilde von Rottenhof (1852), eine weitere
Dame in Halbfigur im Dreiviertelprofil (1853) und ein männliches
Brustbild im Profil (1859).92
Am 16. März 1899 verstirbt die in ihren letzten Lebensjahren
an Gicht erkrankte Alexandra von Berckholtz in ihrer Wohnung
in München in der Gabelsbergerstraße 85 um 1 Uhr
mittags.93 Bereits einen Tag später erscheinen die ersten Nachrufe
in der Rigaschen Rundschau und in der Düna-Zeitung.94 In
ihrem Testament vom 24. April 188795 hinterlässt sie ihren
engsten Verwandten und Freundinnen großzügige Summen.
Die Namen der hier aufgeführten Freundinnen führen bis in
das preußische Königshaus. Zusammen mit ihrer langjährigen
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