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Hans Harter
„Floßknechte" wenig angesehen waren: „Derb und durstig"
nannte sie der Pfarrer und Schriftsteller Heinrich Hansjakob,68
wobei ihre Zeit gerade damals zu Ende ging: Den Fabriken
waren sie hinderlich, und die Zukunft des Holztransports gehörte
der Eisenbahn und der Straße.69 Andererseits verband
man mit Flößern Eigenschaften wie wetterhart, mutig, stark,
und sie galten als urwüchsige „Männer aus dem Volk". Als solche
waren sie bei dem Fest, das die badische Dynastie feierte
und ihre Popularität zeigen sollte, gern gesehen: Mit den anderen
Gruppen, besonders den Trachten, verliehen sie ihm den
Charakter eines „wahren" Volksfests, das die enge Verbindung
von Volk und Monarchie demonstrierte.70
Hansjakobs „Waldleute" (1897)
Ende 1896 fragten der Schriftsteller Heinrich Hansjakob und
sein Verleger Bonz (Stuttgart) bei Hasemann an, ob er für das
geplante Buch „Waldleute" die Illustrationen übernehmen
würde, was er sogleich zusagte. Bald kamen von Hansjakob
Ratschläge zu Motiven, so, dass „in der I. u. II. Geschichte ,Flö-
zer' vorkommen, einmal auf dem Heubächle u. dann auf der
Kinzig".71 Dafür machte Hasemann Exkursionen, bereits im
Februar 1897 kam er ins Forsthaus im Heubach, um die Bekanntschaft
mit dem Fürstlich Fürstenbergischen Revierförster
Josef Dieterle zu machen.72 Es ging „um die Landschaft für die
Flößer in der Hölle", einer wilden Bachschlucht im oberen
Heubach, sowie um das Fällen von Tannen, darunter „einer
Riesentanne", das Hasemann miterleben wollte.73 Ein Wintereinbruch
Mitte Mai vereitelte das Vorhaben zuerst, vom 1. Juni
1897 ist dann die Bleistiftzeichnung „Gefällte Tanne" datiert,74
die von Hasemann zur Illustration des Holzfällens im „Fürst
vom Teufelstein" verarbeitet wurde.75
Damals wird auch die Bleistiftzeichnung „Flößer auf dem
Heubach" entstanden sein,76 die Hasemann dann für die Schilderung
der „Fahrt durch die Hölle" ausarbeitete: „Vor der Felsenschlucht
, die Hölle genannt, liegt der Flöz im Heubächle,
noch festgehalten durch eine starke Floßweide. Der Stauweiher
im Ochsengrund ist geöffnet, die Wasser rauschen von ferne
wie Donnergroll aus dem ,hintern Heuwich' daher. Die Flößer
nehmen ihre Plätze ein, vorn am Steuer, in der Mitte und am
letzten G'stör, teils mit Äxten, teils mit langen Stangen bewaffnet
[...] Das Wasser ist indes dahergerauscht, ergreift mit Macht
den Flöz, die Weiden ächzen, die Stämme, an die Felsen gedrückt
, knirschen, das Wasser zischt zwischen ihnen herauf,
und fort geht's mit elementarer Gewalt durch die Felsen-
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