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Hans Harter
Wie Hasemann zu diesem Motiv kam, im Frühjahr oder
Sommer 1897, erzählt der Wolf acher Glasmaler Georg Straub
(1882-1952) in seinen Erinnerungen an die Flößerzeit, in
denen er auf dieses Ereignis seiner Bubenzeit eingeht:85 Danach
arrangierte sein Vater, Ochsenwirt Johann Georg Straub in
Wolfach, ein guter Bekannter Hasemanns, einen Fototermin
mit fünf als Flößer ausgerüsteten Männern, die er auch mit
Namen kennt: „Sie hießen im Volksmund: Flößer-Kasimir,
Flößer-Mathies, der Waldhauer-August und der Kinle. Der
fünfte auf dem Bilde war nicht Flößer, es ist Kasimirs Schwiegersohn
, der damalige Herrengärtner in Wolfach."86 Überliefert
sind zwei Fotos, die Hasemann oder ein von ihm beauftragter
Fotograf aufnahm: Das eine zeigt die als Gruppe arrangierten
Flößer stehend (Foto 13), das andere von der Seite und marschierend
(Foto 14).87 Durch den in beiden erkennbaren Flusskilometerstein
Nr. 63 ist auch die Örtlichkeit der Aufnahme
bestimmbar: An der Kinzig oberhalb von Wolfach, auf der
Höhe der Einmündung des Ippichertälchens (vgl. Abb. 10 und
II).88
Von den Männern ist bisher der 2. von links als „Waldhauer-
August" bestimmt: Er hieß August Armbruster, geboren 1856
auf einem Taglöhnergut im Holdersbach bei Schapbach. Um
1870 wurde er Flößer in Wolfach, bis zu seiner Heirat 1890.
Danach erwarb er ein Haus in Wolfach, wo er - angesichts des
absehbaren Endes der Flößerei und aufgrund seiner Kenntnisse
als Holzhauer und Flößer - die Stelle als Akkordant für die
Stadtwaldungen übernahm, dem die Organisation der Waldarbeit
unterstand. Er verstarb 1947 in Hausach.89
Der Mann mit Bart (rechts) war der „Flößer-Kasimir", von
dem Straub wusste, dass er „als Obmann zweimal eine ganze
Flößerkompanie in ferne Lande (führte), um Wehre anzulegen
und zu flößen". Dies war die Arbeitsmigration Kinzigtäler Flößer
in den 1870er-Jahren nach Siebenbürgen und Ungarn, „um
aus Siebenbürger Schwaben und braunen Magyaren Wellenreiter
im Stile der Kinzigtalflößer zu machen".90 Seinem Beitrag
gab Straub eine Zeichnung „Obmann Kasimir nach W. Hasemann
" bei, ein bärtiger Flößer mit der Axt und einem Bund
Wieden, nach Hasemanns „Schwarzwälder Typen" von 1887
(Illustration l).91 „Obmann Kasimir" war also ein alter Bekannter
Hasemanns. Auch für den „Flößer-Mathies" hat sich eine
Identifizierung gefunden, als Matthäus Schmid (1858-1928),
geboren in Rippoldsau, seit seiner Heirat wohnhaft in Oberwolfach
. Er ist der große Flößer mit dem Zwerchsack, der zweite
von rechts.92 Unidentifziert bleiben „der Kinle" und der
„Schwiegersohn des Flößer-Kasimir". Er hieß Joseph Fuchs-
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