http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0094
Die Kriegsaquarelle des Lahrer Kunstmalers Wilhelm Wickertsheimer
grund. So ist im Eckhart-Jahrbuch der
Badischen Heimat von 1938 zu lesen,
dass er sich als ein Stück seines Volkes
fühle und mit allen Fasern seines Seins in
beglückender Unverfälschtheit mit seinem
alemannischen Volke verbunden sei.3 Dieser
Maler des Schwarzwalds und der deutschen
Westmark, schrieb Emil Baader
1934, sei Künder deutscher Art, deutscher
Landschaft, deutscher Seele}
Gleichzeitig sah man in ihm das unbedarfte
, schlichte Naturkind, das nur
zu bescheidener, volksnaher Kunst in
der Lage war. Die Unterschätzung seiner
künstlerischen Fähigkeiten wird in dem
bereits erwähnten Artikel aus der Badischen
Heimat überdeutlich: Seine Kunst
ist im guten und ernsten Sinn volkstümlich,
das heißt mit jener Schlichtheit und herben
Innigkeit gepaart, die aller volksnahen
Kunst eigen ist Sie beansprucht bei weitem
nicht, als letzte Erfüllung der Landschaftskunst
zu gelten. Die Bescheidung Wickerts-
heimers, nie mehr zu wollen, als was in seinem leiblich-seelischen
Gefüge wachsen kann, das ist ein ebenso liebenswerter Zug seines
Charakters als auch ein Garant für die Güte, Wahrheit und Gesundheit
seiner Werke.5
In späteren Kritiken hob man seine Gabe, das Unschöne,
Hässliche, Traurige und Tragische zugunsten von Harmonie
und Schönheit zu verdrängen, hervor und führte als Beispiel
seine Aquarelle aus dem Schützengraben an der Somme an.
Sein Bruder August betonte beispielsweise in veröffentlichten
Erinnerungen, dass seine Feldaquarelle kaum vom Krieg kündeten
, und dass ihn seine Malkunst über die Misere der Schützengräben
erhoben habe.6 Wickertsheimer selbst gab dazu den
Anlass, denn bei der Verleihung des Heimatpreises im Jahre
1963 ließ er nur wissen, welchen Einfluss der Krieg auf seine
künstlerische Entwicklung hatte: Die Jahre des Ersten Weltkriegs
waren für mich keine verlorenen. Zahlreiche Aquarelle legen hierfür
Zeugnis ab. Die Landschaft Nordfrankreichs mit ihrer Kreide und
Ockererde, der Weite und großen Helligkeit, die ihr eigen ist, gaben
den Bildern einen großzügigen, monumentalen Aufbau.7 Die Deutung
seines Bruders und anderer ist dennoch unvollständig:
Das menschliche Elend an der Front in Nordfrankreich hat
Wickertsheimer in seinen Bildern zwar nicht festgehalten,
Abb. 3: Wilhelm
Wickertsheimer,
ein Altstadtmotiv
bearbeitend
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2017/0094